04 Oktober, 2008

Foucault über Bachelard

Mit freundlicher Übersetzungshilfe aus Paris (Danke!) und nach einigem Suchen konnte ich dieses Video endlich einem Artikel in den Dits et Ecrits zuordnen:




"An Bachelard verblüfft mich besonders, dass er gewissermaßen gegen seine eigene Kutlur mit seiner eigenen Kultur spielt. In der traditionellen Lehre - und nicht nur in der traditionellen Lehre, in der Kultur, die wir empfangen - gibt es eine gewisse Anzahl feststehender Werte, Dinge, die man sagen muss, und andere, die man nicth sagen darf, Werke, die zu schätzen, und dann wieder andere, die zu vernachlässigen sind, es gibt die Großen und die Kleinen und zuletzt die Hierarchie, diese ganze himmlische Welt mit ihren Thronen, Herrschaften, Engeln und Erzengeln! ... All das ist äußerst hierarchisch verfasst. Nun Bachelard macht sich von diesem ganzen Komplex von Werten frei, und er macht sich davon frein, indem er alles liest und alles gegen alles antreten lässt.
Er erinnert, wenn Sie so wollen, an jene geschickten Schachspieler, die es schaffen, mit den kleinen Bauern die großen Figuren zu schlagen. Bachelard scheut nicht davor zurück, einen Philosophen minderen Ranges oder einen Wissenschaftler ... jawohl, einen Wissenschaftler, einen etwas... etwas unvollkommenen oder versponnenen Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts Descartes gegenüberzustellen. Er scheut nicht davor zurück, in ein und derselben Analyse die größten Dichter und dann wieder einen kleinen zweitrangigen Autor zu behandeln [...]"
[Michel Foucault: Dits et Ecrits II, 111]


Michel Foucault und Noam Chomsky

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