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16 Januar, 2009

Michel Foucault: Die Heterotopien / Der utopische Körper

Michel Foucault: Der utopische Körper / Die Heterotopien. Zwei Radiovorträge. Die Heterotopien und Der utopische Körper sind zwei kurze Radiovorträge Michel Foucaults, die 1966 im Rahmen der Sendung Culture française ausgestrahlt wurden. Der Suhrkamp Verlag hat die beiden Texte 2005 in einer kleinen zweisprachigen Ausgabe aufgelegt. Und für alle, die sich nicht die Mühe machen wollen zu lesen, hat der Verlag eine CD mit den beiden Vorträgen im Orginalton beigelegt. (Nicht dass es Mühe machen würde, diese beiden kurzen Texte zu lesen,). Da das gesprochene Worte nicht bis ins letzte verschriftlicht werden kann, ist das Zuhören eine aufschlussreiche Abwechslung. Wobei es durch mangelnde Sprachkenntnisse durchaus erschwert werden kann. Der Text Raum zum Hören von Daniel Defert widerum ist uneingeschränkt lesenswert.

21 Dezember, 2008

Heterotopien – mit den Schiffen träumen

„In der Kolonie haben wir eine Heterotopie, die gleichsam naiv genug ist, eine Illusion verwirklichen zu wollen. Im Freudenhaus haben wir dagegen eine Heterotopie, die subtil und geschickt genug ist, die Wirklichkeit allein durch die Kraft der Illusion zerstreuen zu wollen. Und bedenkt man, dass Schiffe, die großen Schiffe des 19. Jahrhunderts, ein Stück schwimmender Raum sind, Orte ohne Ort, ganz auf sich selbst angewiesen, in sich geschlossen und zugleich dem endlosen Meer ausgeliefert, die von Hafen zu Hafen, von Wache zu Wache, von Freudenhaus zu Freudenhaus bis in die Kolonien fahren, um das Kostbarste zu holen, was die eben beschriebenen Gärten zu bieten haben, dann wird deutlich, warum das Schiff für unsere Zivilisation zumindest seit dem 16. Jahrhundert nicht nur das wichtigste Instrument zur wirtschaftlichen Entwicklung gewesen ist, sondern auch das größte Reservoir für die Fantasie. Das Schiff ist die Heterotopie par excellence. Zivilisationen, die keine Schiffe besitzen, sind wie Kinder, deren Eltern kein Ehebett haben, auf dem sie spielen können. Dann versiegen ihre Träume. An die Stelle des Abenteuers tritt dort die Bespitzelung und an die Stelle der glanzvollen Freubeuter die häßliche Polizei."
[Michel Foucault: Die Heterotopien]

14 August, 2008

Heterotopien - Andere Räume

"Wir leben nicht in einem leeren, neutralen Raum. Wir leben, wir sterben und wir lieben nicht auf einem rechteckigen Blatt Papiert. Wir leben, wir sterben und wir lieben in einem gegliederten, vielfach unterteilten Raum mit hellen und dunklen Bereichen, mit unterschiedlichen Ebenen, Stufen, Vertiefungen und Vorsprüngen, mit harten und mit weichen, leicht zu durchdringenden, porösen Gebieten. Es gibt Durchgangszonen wie Straßen, Eisenbahnzüge oder Untergrundbahnen. Es gibt offene Ruheplätze wie Cafés, Kinos, Strände oder Hotels. Und es gibt schließlich geschlossene Bereiche der Ruhe und des Zuhause. Unter all diesen Orten gibt es nun solche, die vollkommen anders sind als die übrigen. Orte, die sich allen anderen widersetzen, neutralisieren oder reinigen sollen. Es sind gleichsam Gegenräume. Die Kinder kennen solche Gegenräume, solche lokalisierten Utopien, sehr genau. Das ist natürlich der Garten. Das ist der Dachboden oder eher noch das Indianerzelt auf dem Dachboden. Und das ist - am Donnerstagnachmittag - das Ehebett der Eltern. Auf diesem Bett entdeckt man das Meer, weil man zwischen den Decken schwimmen kann. Aber das Bett ist auch der Himmel, weil man auf den Federn springen kann. Es ist der Wald, weil man sich darin versteckt. Es ist die Nacht, weil man unter den Laken zum Geist wird. Und es ist schließlich die Lust, denn wenn die Eltern zurückkommen, wird man bestraft werden."
[Michel Foucault: Die Heterotopien]