tag:blogger.com,1999:blog-54791100039781442962023-11-15T14:55:12.035+01:00Foucault & Cozitiert, archiviert, inspiriert, kommentiertUnknownnoreply@blogger.comBlogger57125tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-59127097574578333622014-07-24T17:27:00.000+02:002014-07-24T17:47:39.381+02:00Zara Pfeiffer: Die Machtsysteme demontieren ... Michael Foucaults Konzept der Gouvernementalität<br />
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
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Da faulenzt sie so ungefähr 6,5 Jahre in der Schublade und traut sich am Ende dann doch noch auf den Blog. Voilà, meine leicht korrigierte Magisterarbeit endlich öffentlich und zitierfähig zum <a href="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2014/07/pfeiffer_zara-foucault_die-machtsysteme-demontieren.pdf" target="_blank">Download</a>.</div>
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<a href="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2014/07/pfeiffer_zara-foucault_die-machtsysteme-demontieren.pdf">
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<a href="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2014/07/pfeiffer_zara-foucault_die-machtsysteme-demontieren.pdf"><img alt="Zara Pfeiffer: Die Machtsysteme demontieren ... Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität" border="0" src="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2014/07/pfeiffer_zara-foucault_die-machtsysteme-demontieren_cover.jpg" title="Zara Pfeiffer: Die Machtsysteme demontieren ... Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität" width="350" /></a></div>
<a href="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2014/07/pfeiffer_zara-foucault_die-machtsysteme-demontieren.pdf"> </a>
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-23510745650702498042011-04-11T23:31:00.023+02:002014-07-24T17:51:05.517+02:00Auf den Barrikaden. Proteste in München seit 1945<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: 15px;"> </span></span></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"></span><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"></span><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><a href="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2012/01/Cover-Auf-den-Barrikaden-3D.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://zarapfeiffer.de/wp-content/uploads/2012/01/Cover-Auf-den-Barrikaden-3D.png" height="200" width="200" /></a></span></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri;">In eigener Sache und auch hier natürlich nicht ohne Foucault: </span><br />
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><br />
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<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"></span></span><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">Zara Pfeiffer (Hg.): Auf den Barrikaden. Proteste in München seit 1945. Im Auftrag des Kulturreferats der Landes-hauptstadt München, Volk Verlag, April 2011, 300 Seiten, 19,90, ISBN: 978-3-86222-014-4 </span></span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"> </span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">Aus der Einleitung:</span></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">In Anlehnung an Michel Foucaults Begriff der Kritik verstehe ich Protest als eine Praxis der „Entunterwerfung“, als die in die Öffentlichkeit getragene Haltung, sich „nicht so regieren zu lassen“. In einem Vortrag aus dem Jahr 1978 beschreibt Foucault seinen Begriff von Kritik folgendermaßen: „Als Gegenstück zu den Regierungskünsten, gleichzeitig ihre Partnerin und ihre Widersacherin, als Weise ihnen zu misstrauen, sie abzulehnen, sie zu begrenzen und sie auf ihr Maß zurückzuführen, sie zu transformieren, ihnen zu entwischen oder sie immerhin zu verschieben zu suchen, als Posten zu ihrer Hinhaltung und doch auch als Linie der Entfaltung der Regierungskünste ist damals in Europa eine Kulturform entstanden, eine moralische und politische Haltung, eine Denkungsart, welche ich nenne: die Kunst nicht regiert zu werden bzw. die Kunst nicht auf diese Weise und um diesen Preis regiert zu werden.“</span><a href="http://www.blogger.com/post-create.g?blogID=5479110003978144296#_edn1" name="_ednref" title=""><span class="MsoEndnoteReference"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">[i]</span></span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"> Und er sagt weiter: „Wenn es sich bei der Regierungsintensivierung darum handelt, in einer sozialen Praxis die Individuen zu unterwerfen – und zwar durch Machtmechanismen, die sich auf Wahrheit berufen, dann würde ich sagen, ist die Kritik die Bewegung, in welcher sich das Subjekt das Recht herausnimmt, die Wahrheit auf ihre Machteffekte hin zu befragen und die Macht auf ihre Wahrheitsdiskurse hin. Dann ist die Kritik die Kunst der freiwilligen Unknechtschaft, der reflektierten Unfügsamkeit. In dem Spiel, das man die Politik der Wahrheit nennen könnte, hätte die Kritik die Funktion der Entunterwerfung.“</span><span class="MsoEndnoteReference"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><a href="http://www.blogger.com/post-create.g?blogID=5479110003978144296#_edn2" name="_ednref" title="">[ii]</a> </span></span></span></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">Foucault entwirft seinen Begriff der Kritik in einem engen Wechselverhältnis zu der Art und Weise, wie regiert wird. Regierung meint in diesem Kontext nicht die konkrete Regierung eines Staates oder einer Stadt, sondern die Gesetze und Verordnungen, Normen und Verhaltensregeln, die medialen Inszenierungen und architekturalen Begebenheiten etc. – also all die Techniken und Mechanismen, mit denen Menschen gelenkt und Bevölkerungen reguliert werden. Die Kritik ist eine Haltung des Individuums, sich diesen Regierungsweisen nicht uneingeschränkt zu unterwerfen – die Kunst nicht </span><i><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">so</span></i><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"> regiert zu werden. Protest wäre dann die Praxis, diese Kritik auf die Straße bzw. in die Öffentlichkeit zu tragen, eine Bewegung der Entunterwerfung im öffentlichen Raum.<br />
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<b> INHALTSVERZEICHNIS</b> <br />
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Hans-Georg Küppers: Vorwort // Zara S. Pfeiffer: Nicht so regiert werden ... Proteste in München seit 1945. Eine Einleitung // Daniel Habit: Erinnern – Vergessen – Verdrängen: Proteste und städtische Erinnerungskultur // Martin W. Rühlemann: „Mir zaynen do“. Die Möhlstraße als Schauplatz jüdischer Proteste // Günther Gerstenberg: Flusslandschaften – Protest in München von 1945 bis in die Gegenwart. Auszug aus den Jahren 1948 bis 1950 // Katharina Ruhland: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung“. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und ihre Rolle bei den frühen antifaschistischen Protesten nach 1945 // Günther Gerstenberg: „Solang der Alte Peter ... bis zwei Uhr und nicht später“. Wie die verlängerten Samstag-Ladenöffnungszeiten 1953/54 beinahe zu einem Bürgerkrieg führten. // Gerhard Fürmetz: Fünf Protestnächte mit weit reichenden Folgen. Die „Schwabinger Krawalle“ vom Juni 1962 // Elisabeth Angermair: „Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen“. Die Studentenproteste Ende der 1960er Jahre im Spiegel der Pressefotografie // Ulrich Chaussy: Tod in München – Frings und Schreck. Die Eskalation bei den „Osterunruhen“ 1968 in München // Michael Sturm: „Die Räumung ging flott und zügig vonstatten“. Eine kleine Geschichte der Polizeibewaffnung // Niels Seibert: „Wie viele Todesopfer haben Sie in die Kosten-Gewinn-Berechnung eingeplant?“. Internationalistische Proteste auf Aktionärsversammlungen // Simon Goeke: „Wir nehmen unsere Sache jetzt selbst in die Hand“. Von protestierenden Gästen und multinationalen Revolutionär/innen // Michael Sturm: „PASST BLOSS AUF!“ Militante Proteste in München (1969 – 1982) // Siegfried Benker: „Aufruhr Widerstand – es gibt kein ruhiges Hinterland“. München und der Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf // Michael Backmund: „Kriegsgerät interessiert uns brennend“. Antimilitaristische Proteste – Schlaglichter von 1945 bis 2010 // Petra Gerschner: „Der ganze Kuchen ist vergiftet“. Schlaglichter feministischer Aktionen und Organisierungsprozesse 1968 bis 1992 // Angelika Lex: „Alle Bewohner Bayerns haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder besondere Erlaubnis friedlich und unbewaffnet zu versammeln.“ Repression als Reaktion auf Proteste – Proteste als Reaktion auf Repression // Philip Zölls: „Eine menschenwürdige Stadt wird uns nicht geschenkt, wir müssen sie erkämpfen.“ Stadtteilproteste in Haidhausen in den 1970er und 1980er Jahren // Raul Zelik: Von München an den Río San Juan. Eine Nicaragua-Brigade als Coming of Age // Gabriele Fischer: „Und wie normal bist du?“ Der Christopher-Street-Day in München // Katrin Sorko: „Keine Ruhe den Handlangern des Kapitals“. Die Proteste gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 und die Folgen // Cornelia Gockel: Revolution war gestern. Kunst und Protest an der Akademie der Bildenden Künste in München // Katharina Wagner: „Dies ist ohne Zweifel so etwas wie ein Glaubensbekenntnis“. Zu den Studierendenprotesten 1997/98 – 2003/04 – 2009/10 // Marcus Buschmüller: „Heraus gegen Neonazismus und Rassismus!“ Proteste gegen die extreme Rechte in München // Matthias Weinzierl: Wir essen eure Suppe nicht! Protest im Flüchtlingslager. Ein Comic // Julia Jäckel: Von Kampffliegern in der Fußgängerzone und Piratensendern in der Tagesschau. Wie sich öffentliche Räume und Gegenöffentlichkeiten herstellen können // Julia Jäckel: „Moments of Starlings – der Gegenöffentlichkeit Raum geben. Interview mit den Urbanautinnen Ulrike Bührlen und Anja Junghans // Zara S. Pfeiffer: Protestmaschinen. Reale Interventionen virtueller Proteste // Stephanie Müller: Gestrickte „Bomben“. Künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum // *<br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"></span></span><br />
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<div id="edn">
<div class="MsoEndnoteText" style="margin-left: 14.2pt; text-indent: -14.2pt;">
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><a href="http://www.blogger.com/post-create.g?blogID=5479110003978144296#_ednref" name="_edn1" title=""><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">[i]</span></span></a><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"> Foucault, Michel: Was ist Kritik? Berlin: Merve, 1992, S. 12.<o:p></o:p></span></span></span></span></div>
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<div id="edn">
<div class="MsoEndnoteText" style="margin-left: 14.2pt; text-indent: -14.2pt;">
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><a href="http://www.blogger.com/post-create.g?blogID=5479110003978144296#_ednref" name="_edn2" title=""><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">[ii]</span></span></a><span style="font-family: Calibri;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: small;"> Ebd., S. 15.<o:p></o:p></span></span></span></span></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><br />
</span></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-family: Calibri; font-size: medium;"><span style="font-family: Calibri;"><br />
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<div style="mso-element: endnote-list;">
<div id="edn" style="mso-element: endnote;">
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-85351287837327431172011-01-14T02:24:00.003+01:002011-01-14T02:40:12.811+01:00dieses seltsame Verhältnis zwischen dem wissen ... und der wirklichen Geschichte"Ich glaube, dass mein Problem dieses seltsame Verhältnis zwischen dem Wissen, der Gelehrtheit, der Theorie und der wirklichen Geschichte ist. Ich weiß sehr wohl - und ich glaube, ich habe das seit meiner Kindheit gewusst - , dass das Wissen nicht die Macht hat, die Welt zu verändern. Ich habe vielleicht Unrecht. Und ich bin sicher, dass ich von einem theoretischen Standpunkt aus Unrecht habe, denn ich weiß sehr wohl, dass das Wissen die Welt verändert hat.<div>Doch wenn ich mich auf meine eigene Erfahrung beziehe, habe ich das Gefühl, dass das Wissen nichts für uns vermag, und dass die politische Macht fähig ist, uns zu zerstören. Alles Wissen der Welt kann da nicht gegen an. All das, was ich sage, hängt nicht mit dem zusammen, was ich theoretisch denke (ich weiß, dass es falsch ist), sonder mit dem, was ich aus meiner eigenen Erfahrung herleite. Ich weiß, dass das Wissen Macht hat, uns zu verwandeln, dass die Wahrheit nicht bloß eine Art und Weise ist, die Welt zu entschlüsseln [...], sondern dass ich dann, wenn ich die Wahrheit erkenne, verwandelt sein werde. Und vielleicht gerettet. Oder ich werde dann sterben, aber ich glabue auf jeden Fall, dass das für mich dasselbe ist."</div><div>[Michel Foucault: Dits et Ecrits IV, S. 654]</div>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-41061355866218698512009-10-22T00:41:00.004+02:002009-10-22T00:45:46.318+02:00Foucault: die polymorphen Techniken der Macht und der Wille zum Wissen"Daher wird es darauf ankommen zu wissen, in welchen Formen, durch welche Kanäle und entlang welcher Diskurse die Macht es schafft, bis in die winzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen, welche Wege es ihr erlauben, die seltenen und unscheinbaren Formen der Lust zu erreichen und auf welche Weise sie die alltägliche Lust durchdringt und kontrolliert - und das alles mit Wirkungen, die als Verweigerung, Absperrung und Disqualifizierung auftreten können, aber auch als Anreizung und Intensivierung; kurz, man muß die 'polymorphen Techniken der Macht' erforchen. Und schließlich wird es nicht darauf ankommen zu bestimmen, ob die diskursiven Produktionen und die Machtwirkungen tatsächlich die Wahrheit des Sexes an den Tag bringen ode raber Lügen, die sie verdunkeln, sondern darauf, den 'Willen zum Wissen' freizulegen, der ihnen gleichzeitig als Grundlage und Insturment dient."<br />[Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I]Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-15539064716987458412009-09-02T10:32:00.003+02:002009-09-02T10:33:53.626+02:00Michel Foucault erklärt seine Archäologie„Mit ‚Archäologie’ meine ich kein Fachgebiet, sondern ein Forschungsfeld, das etwa folgendermaßen aussieht:<br />Kenntnisse, philosophische Ideen und Alltagsansichten einer Gesellschaft, aber auch ihre Institutionen, die Geschäfts- und Polizeipraktiken oder die Sitten und Gebräuche verweisen auf ein implizites Wissen, das dieser Gesellschaft eigen ist. Dieses Wissen unterscheidet sich tiefgreifend von dem Wissen, das man in wissenschaftlichen Büchern, philosophischen Theorien und religiösen Rechtfertigungen finden kann, aber erst dieses Wissen macht es möglich, dass zu einer bestimmten Zeit eine Theorie, eine Meinung oder eine Praxis aufkommt. So musste erst ein bestimmtes Wissen über Wahnsinn und Nichtwahnsinn, über Ordnung und Unordnung vorhanden sein, damit Ende des 18. Jahrhunderts überall in Europa die großen Einschließungszentren entstehen konnten, und genau dieses Wissen wollte ich untersuchen, als Bedingung der Möglichkeit von Kenntnissen, Institutionen und Praktiken.<br />Solch ein Forschungsstil ist für mich deshalb interessant, weil dabei das Problem vermieden werden kann, ob die Theorie der Praxis vorausgegangen ist oder umgekehrt. Ich behandle Praktiken, Institutionen und Theorien auf derselben Ebene nach ihren jeweiligen Isomorphien und suche das gemeinsame Wissen, das sie möglich gemacht hat, die Schicht des konstitutiven historischen Wissens. Statt dieses Wissen aus der Sicht des ‚Praktisch-Passiven’ zu erklären, bemühe ich mich um eine Analyse des ‚Theoretisch-Aktiven’, wie ich es nennen würde.“<br />[Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge, Gespräch mit R. Bellour, Dits et Ecrits I]Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-54659743577399384392009-08-27T08:28:00.004+02:002009-08-27T08:32:59.150+02:00Foucault: Der Körper als erstes Objekt des Kapitalismus"Ich vertrete die Hypothese, dass man mit dem Kapitalismus nicht von einer kollektiven zu einer privaten Medizin übergegangen ist, sondern dass genau das Gegenteil geschehen ist; der Kapitalismus, der sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunders entwickelt, hat zunächst einmal ein erstes Objekt vergesellschaftet, den Körper, in seiner Funktion als Produktiv- oder Arbeitskraft. Die Kontrolle der Gesellschaft über die Individuen wird nicht nur über das Bewusstsein oder durch die Ideologie, sondern eenso im Körper und mit dem Körper vollzogen. Für die kapitalistische Gesellschaft war vor allem die Bio-Politik wichtig, das Biologische, das Somatische und das Körperliche. Der Körper ist eine bio-politische Wirklichkeit; die Medizin ist eine bio-politische Strategie."<br />[Michel Foucault: Die Geburt der Sozialmedizin, Dits et Ecrits III]Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-87997841258276293032009-06-25T13:58:00.004+02:002009-06-25T14:08:52.371+02:00Zum 25. Todestag von Michel FoucaultMonsieur Foucault, an dieser Stelle nur einen kurzen Gruß anläßlich Ihres 25. Todestages. Statt Sie mit einem schwülstig ausufernden Nachruf zu beglücken, stürze ich mich in Theorie. Hochachtungsvoll ... ZaraUnknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-15221924477323326232009-06-07T10:31:00.008+02:002009-09-21T19:35:49.770+02:00Foucault-Handbuch: Leben – Werk – Wirkungrezensiert von Zara Pfeiffer<br /><br /><a href="http://2.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/Sit9DieiV9I/AAAAAAAAACY/5OhaxDrAgT4/s1600-h/Foucault+Handbuch.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5344502882553190354" style="FLOAT: left; MARGIN: 0px 10px 10px 0px; WIDTH: 161px; CURSOR: hand; HEIGHT: 229px" alt="" src="http://2.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/Sit9DieiV9I/AAAAAAAAACY/5OhaxDrAgT4/s400/Foucault+Handbuch.jpg" border="0" /></a><br /><strong>Clemens Kammler/Rolf Parr/<br />Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.)</strong><br /><br /><strong>Foucault-Handbuch</strong><br />Leben - Werk - Wirkung<br />Unter Mitarbeit von Elke Reinhardt-Becker<br />J. B. Metzler Verlag<br />Stuttgart 2008<br />454 S., Gebunden<br />Preis: EUR 49,95<br />ISBN: 978-3-476-02192-2<br /><br /><br /><p></p><p><em></em></p><p><em></em></p><p><em></em></p><br /><p><em>Welches Verhältnis hatten Foucault und Lacan? Wie beziehen sich Agamben und Negri auf Foucault? Was sagt Foucault zum Geschlecht? Und wie wird Foucault in der Soziologie oder Psychoanalyse rezipiert? </em>Für genau solche Fragen ist das von Clemens Kammler, Rolf Parr und Ulrich Johannes Schneider im J.B. Metzler Verlag herausgegebene Foucault-Handbuch hervorragend geeignet. Die einzelnen Aufsätze haben eine Länge, die es erlaubt den jeweiligen Punkt auf hohem Niveau abzuhandeln, und sind gleichzeitig kurz genug, um beim Auftauchen einer solchen Frage, sofort komplett gelesen zu werden.<br /><br />Die Struktur des <strong>Foucault-Handbuchs</strong> überzeugt und hält, was der Untertitel mit den Schlagworten <em>Leben – Werk – Wirkung</em> verspricht. Der erste Punkt <strong>Leben</strong> ist auf 8 Seiten angenehm kurz gehalten und verweist am Ende auf ausführlichere Biographien Foucaults.<br />Das <strong>Werk</strong> Foucaults wird in den Kapiteln II bis IV abgehandelt. Das zweite Kapitel Werke und Werkgruppen gibt eine systematische Übersicht über die einzelnen Hauptwerke, die Dits et Écrits und die Vorlesungen Foucaults. Das dritte Kapitel Kontexte befasst sich mit den maßgeblichen Referenzautoren Foucaults wie Kant, Hegel, Marx, Nietzsche und Heidegger. Die zeitgenössischen Bezüge in Frankreich wie die Phänomenologie und der Existentialismus, das Denken Louis Althussers, Jacques Lacans, Gilles Deleuzes und Jacques Derridas bekommen ebenso ihren Platz wie wichtige Anschlüsse an Foucault wie Judith Butler, Giogio Agamben, Antonio Negri sowie die Interdiskurstheorie und –analyse. Außerdem werden die Überschneidungen und Differenzen zwischen den Denken Foucaults und der Kritischen Theorie, von Pierre Bourdieu und Niklas Luhmann behandelt. Im dritten Kapitel werden schließlich eine Auswahl der zentralen Begriffe und Konzepte Foucaults behandelt. Hier finden sich Aufsätze über die Archäologie, das Archiv und die Biomacht/Biopolitik über den Diskurs, die Genealogie und die Gouvernementalität bis hin zum Körper, dem Panoptimus und der Selbstsorge/Selbsttechnologie, um eine kleine Auswahl zu nennen.<br />Unter dem Stichwort Rezeption wird im fünften Kapitel die <strong>Wirkung</strong> des Foucaultschen Denkens in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen beleuchtet. Neben den klassischen Disziplinen wie zum Beispiel Philosophie, Geschichtswissenschaften, Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie enthält dieses Kapitel auch Aufsätze zur Rezeption Foucaults in der Sportwissenschaft, den Gender Studies und dem Feminismus, den Disability Studies und den Governmentality Studies.<br />Der Anhang umfasst eine Zeittafel, eine ausführliche Bibliographie der Primärtexte von Foucault und einer – leider etwas kurz geratenen – Auswahlbibliographie von Sekundärtexten, die Autor_innen des Bandes sowie ein Personenregister des Foucault-Handbuches.<br /><br />In der Vielzahl von Einführungen und einführenden Sammelbänden zu Michel Foucault sticht das Foucault-Handbuch sehr positiv hervor. Es eignet sich, um den Einstieg in das Denken Foucaults zu erleichtern, als parallele Lektüre zu den Primärtexten Foucaults, sowie als Nachschlagewerk und Ausgangspunkt, um tiefer in das Denken Foucaults einzusteigen. Sämtliche Artikel schließen mit einer kurzen Bibliographie der wichtigsten Forschungsbeiträge zum jeweiligen Thema. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Textstellen zum jeweiligen Thema wäre an dieser Stelle sicher auch hilfreich gewesen. Ebenso fehlt dem angehängten Personenregister am Ende eine entsprechendes Sachregister.<br /><br />Alles in allem finde ich dieses Foucault Handbuch richtig gut. Es steht jetzt schon einige Wochen bei mir im Regal und ich habe wiederholt einzelne Punkte nachgelesen und bin dabei nicht selten hängengeblieben und habe einfach weitergelesen. Den doch stolzen Preis von 49,95 Euro ist es in jedem Fall wert. </p>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-71283337066819450022009-05-10T12:11:00.007+02:002009-05-10T12:28:49.576+02:00Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die HistorieFür alle, die beim Begriff <strong>Genealogie</strong> immer noch nur an Stammbäume denken:<br />Foucault: <strong>Nietzsche, die Genealogie, die Historie:</strong><br /><br />"Die Genealogie kann darum nicht umhin, sich zu bescheiden: sie hat die Einmaligkeit der Ereignisse unter Verzicht auf eine monotone Finalität ausfindig zu machen; sie muß den Ereignissen dort auflauern, wo man sie am wenigsten erwartet und wo sie keine Geschichte zu haben scheinen - in den Gefühlen, der Liebe, dem Gewissen, den Instinkten; sie muß ihre Wiederkunft erfassen, nicht um die langsame Kurve der Entwicklung nachzuzeichnen, sondern um die verschiedenen Szenen wiederzufinden, auf welchen die Ereignisse verschiedene Rollen gespielt haben; [...] Die Genealogie verlangt also die peinliche Genauigkeit des Wissens, eine Vielzahl angehäufter Materialien, Geduld. [...] Sie ist also eine mit erbitterter Konsequenz betriebene Gelehrsamkeit. Die Genealogie verhält sich zur Historie nicht wie die hohe (und tiefe) Sicht des Philosophen zum Maulwurfblick des Gelehrten; vielmehr steht sie im Gegensatz zur metahistorischen Entfaltung der idealen Bedeutungen und unbegrenzten Teleologien. Sie steht im Gegensatz zur Suche nach dem 'Ursprung'."<br /><br />"Wenn aber der Genealoge auf die Geschichte horchen will, anstatt der Metaphysik Glauben zu schenken, was erfährt er dann? Daß es hinter allen Dingen 'etwas anderes' gibt: nicht ihr wesenhaftes und zeitloses Geheimnis, sondern das Geheimnis, daß sie ohne Wesen sind oder daß ihr Wesen Stück für Stück aus Figuren, die ihm fremd waren, aufgebaut worden sind."<br /><br />"Die Analyse der Herkunft führt zur Auflösung des Ich und läßt an den Orten und Plätzen seiner leeren Synthese tausend verlorene Ereignisse wimmeln. Die Analyse der Herkunft führt uns auch zu den unzähligen Ereignissen zurück, durch die (dank denen und gegen die) sich ein Begriff oder ein Charakter gebildet haben. Die Genealogie geht nicht in die Vergangenheit zurück, um eine große Kontinuität jenseits der Zerstreuung des Vergessenen zu errichten. Sie soll nicht zeigen, daß die Vergangenheit noch da ist, daß sie in der Gegenwart noch lebt und sie insgeheim belebt, nachdem sie allen Zeitläufen eine von Anfang an feststehende Form aufgedrückt hat. Nichts gleicht hier der Entwicklung einer Spezies oder dem Geschick eines Volkes. Dem komplexen Faden der Herkunft nachgehen heißt vielmehr das festhalten, was sich in ihrer Zerstreuung ereignet hat: die Zwischenfälle, die winzigen Abweichungen oder auch die totalen Umschwünge, die Irrtümer, die Schätzungsfehler, die falschen Rechnungen, die das entstehen ließen, was existiert für uns Wert hat. Es gilt zu entdecken, daß an der Wurzel dessen, was wir erkennen und was wir sind, nicht die Wahrheit und das Sein steht, sondern die Äußerlichkeit des Zufälligen. Darum verdient jeder Ursprung der Moral, sofern er nicht mehr verehrungswürdig ist - und die Herkunft ist es niemals - Kritik."<br /><br />"Die genealogisch aufgefaßte Historie will nicht die Wurzeln unserer Identität wiederfinden, vielmehr möchte sie sie in alle Winde zerstreuen; sie will nicht den heimatlichen Herd ausfindig machen, von dem wir kommen, jenes erste Vaterland, in das wir den Versprechungen der Metaphysiker zufolge zurückkehren werden; vielmehr möchte sie alle Diskontinuitäten sichtbar machen, die uns durchkreuzen."<br />[Michel Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie, Dits et Ecrits II]<br /><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2009/01/die-genealogie-und-die-suche-nach-dem.html">Die Genealogie und die Suche nach dem Ursprung</a>Unknownnoreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-22199860640435148502009-04-29T12:30:00.008+02:002009-04-29T12:36:54.476+02:00Foucault über Biomacht und Rassismus<span style="font-weight: bold;">Die <a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2009/04/michel-foucault-vorlesung-vom-17-marz.html">Vorlesung vom 17. März 1976</a> auf einen Blick<br />(für alle die zu faul sind sie zu lesen):</span><br /><br /><a href="http://www.wordle.net/gallery/wrdl/792036/Michel_Foucault%3A_Vorlesung_vom_17._M%C3%A4rz_1976" title="Wordle: Michel Foucault: Vorlesung vom 17. März 1976"><img src="http://www.wordle.net/thumb/wrdl/792036/Michel_Foucault%3A_Vorlesung_vom_17._M%C3%A4rz_1976" alt="Wordle: Michel Foucault: Vorlesung vom 17. März 1976" style="border: 1px solid rgb(221, 221, 221); padding: 4px; width: 190px; height: 159px;" /></a><br /><br /><br />Noch ein Foucault-Wordle: <a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/12/die-praxis-der-freiheit.html">Die Praxis der Freiheit</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-53412046919374787422009-04-28T12:56:00.003+02:002009-04-28T12:59:44.243+02:00Michel Foucault: Das Spiel ist deshalb lohnend, weil wir nicht wissen, was am Ende dabei herauskommen wird<span style="font-family:arial;"><span style="font-weight: bold;"><br />nicht vergessen ...</span><br />"Ich halte es nicht für erforderlich, genau zu wissen, was ich bin. Das Wichtigste im Leben und in der Arbeit ist, etwas zu werden, das man am Anfang nicht war. Wenn Sie ein Buch beginnen und wissen schon am Anfang, was Sie am Ende sagen werden, hätten Sie dann noch den Mut, es zu schreiben? Was für das Schreiben gilt und für eine Liebesbeziehung, das gilt für das Leben überhaupt. Das Spiel ist deshalb lohnend, weil wir nicht wissen, was am Ende dabei herauskommen wird."<br />[Foucault, Dits et Ecrits IV]</span>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-4450055081104711092009-04-22T18:21:00.003+02:002009-04-22T18:26:29.741+02:00Michel Foucault: Macht als Beziehungen der Gouvernementalität"Als ich begann, mich explizit für die Macht zu interessieren, geschah das keineswegs, um aus der Macht so etwas wie eine Substanz oder wie ein mehr oder weniger unheilvolles Fluidum zu machen, das sich im Gesellschaftskörper ausbreiten würde, mitsamt der Frage, ob es von oben oder von unten kommt. Ich habe einfach nur mit einer allgemeinen Frage ansetzen wollen: 'Was sind Machtbeziehungen?' Die Macht, das sind im wesentlichen Beziehungen, das heißt das, was es macht, dass die Individuen, die menschlichen Wesen untereinander in Beziehung sind, nicht einfach nur in der Form der Kommunikation eines Sinns, nicht einfach nur in der Form des Begehrens, sondern gleichermaßen in einer anderen Form, die es ihnen erlaubt, aufeinander einzuwirken und, wenn Sie so möchten, indem ich diesem Wort einen sehr weiten Sinn gebe, einander zu 'regieren' [<em>gouverner</em>]. Die Eltern regieren die Kinder, die Mätresse regiert ihren Liebhaber, der Lehrer regiert, usw. Man regiert einander in einer Konversation mittels einer ganzen Reihe von Taktiken. Ich glaube, dass dieses Feld von Beziehungen sehr wichtig ist, und genau das habe ich als Problem aufwerfen wollen. [...]<br />Ich habe eines Tages die Formulierung 'Die Macht kommt von unten' gebraucht. Ich habe das sofort erklärt, aber selbstversändlich kommt dabei heraus: 'Die Macht ist eine hässliche Krankheit, man darf nicht glauben, dass sie einen am Kopf erwischt, sondern sie arbeitet sich in Wirklichkeit von den Fußsohlen her nach oben.' Das ist offensichtlich nicht das, was ich sagen wollte. Ich habe mich an anderer Stelle bereits dazu erklärt, aber ich komme auf die Erklärung zurück. Wenn man nämlich die Frage der Macht in einer Terminologie von Machtbeziehungen stellt, wenn man also einräumt, dass es zwischen den Individuen Beziehungen der 'Gouvernementalität', eine Menge, ein sehr komplexes Netz von Beziehungen gibt, dann sind die großen Formen der Macht im strengen Sinne des Ausdrucks - politische Macht, ideologische Macht usw. - notwendig in dieser Art Beziehungen, das heißt den Beziehungen des Regierens und des Führens, die sich zwischen den Menschen herstellen können. Und wenn es nicht eine gewisse Art Beziehung wie diese gibt, dann kann es auch nicht bestimmte weitere Arten großer politischer Strukturierungen geben."<br />[Michel Foucault: Der Intellektuelle und die Mächte]<br /><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/search/label/Foucault%3A%20Geschichte%20der%20Gouvernementalit%C3%A4t">Michel Foucault: Geschichte der Gouvernementalität</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-56868004788076328692009-04-19T11:17:00.007+02:002009-04-19T11:49:47.538+02:00Michel Foucault über Biomacht und Rassismus: Vorlesung vom 17. März 1976<p class="A-1Absatz"><strong>Die Vorlesung vom 17. März 1976, in der Foucault die Begriffe Biomacht und Biopolitik einführt und über den Rassismus spricht. Erschienen bei Suhrkamp: Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France (1975-76), aus dem Französischen von Michaela Ott, Frankfurt/M. 1999, S. 276-305.</strong></p><p class="A-1Absatz">Hier ein paar Zitate:<br /><br />"Und ich denke, dass eine der nachhaltigsten Transformationen des politischen Rechts im 19. Jahrhundert darin bestand, dieses alte Recht der Souveränität <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> sterben zu machen oder leben zu lassen <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> zwar nicht unbedingt zu ersetzen, aber durch ein anderes neues Recht zu ergänzen, durch ein Recht, das ersteres nicht beseitigt, sondern in es eindringt, es durchdringt, verändert und das ein Recht oder vielmehr eine genau umgekehrte Macht ist: die Macht, leben zu »machen« und sterben zu »lassen«. Das Recht der Souveränität besteht demgemäß darin, sterben zu machen oder leben zu lassen. Danach installiert sich dieses neue Recht: das Recht, leben zu machen und sterben zu lassen."</p><p class="A-Normal">"Ich möchte diese Veränderung nicht auf der Ebene der politischen Theorie, sondern eher der Mechanismen, der Techniken und Machttechnologien verfolgen. Dabei stößt man auf vertraute Dinge: im 17. und 18. Jahrhundert sieht man Machttechniken entstehen, die wesentlich auf den Körper, den individuellen Körper gerichtet waren. All diese Prozeduren ermöglichten die räumliche Verteilung der individuellen Körper (ihre Trennung, ihre Ausrichtung, ihre Serialisierung und Überwachung) und die Organisation eines ganzen Feldes der Sichtbarkeit rund um diese individuellen Körper. Mit Hilfe dieser Techniken vereinnahmte man die Körper, versuchte man ihre Nutzkraft durch Übung, Dressur usw. zu verbessern. Es handelte sich zugleich um Techniken der Rationalisierung und der strikten Ökonomie einer Macht, die auf am wenigsten kostspielige Weise mittels eines gesamten Systems der Überwachung, der Hierarchie, Kontrolle, Aufzeichnung und Berichte ausgeübt werden sollte: Diese gesamte Technologie wird man als Disziplinartechnologie der Arbeit bezeichnen. Sie wurde mit dem ausgehenden 17. und im Laufe des 18. Jahrhunderts installiert."</p><p class="A-Normal">"In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehen wir, wie mir scheint, etwas Neues auftreten, das eine andere, diesmal nicht-disziplinäre Machttechnologie darstellt. Eine Machttechnologie, die erstere nicht ausschließt, die die Disziplinartechnik nicht ausschließt, sondern sie umfaßt, integriert, teilweise modifiziert und sie vor allem benutzen wird, indem sie sich in gewisser Weise in sie einfügt und dank dieser vorgängigen Disziplinartechnik wirklich festsetzt. Diese neue Technik unterdrückt die Disziplinartechnik nicht, da sie ganz einfach auf einer anderen Ebene, auf einer anderen Stufe angesiedelt ist, eine andere Oberflächenstruktur besitzt und sich anderer Instrumente bedient.<br />Diese neue Technik der nicht-disziplinären Macht lässt sich nun <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> im Gegensatz zur Disziplin, die sich auf den Körper richtet <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> auf das Leben der Menschen anwenden; sie befasst sich, wenn Sie so wollen, nicht mit dem Körper-Menschen, sondern dem lebendigen Menschen, dem Menschen als Lebewesen, und letztendlich, wenn Sie so wollen, dem Gattungsmenschen. Genauer gesagt versucht die Disziplin die Vielfalt der Menschen zu regieren, insofern diese Vielfalt sich in individuelle, zu überwachende, zu dressierende, zu nutzende, gegebenenfalls zu bestrafende Körper unterteilen lässt. Die neue Technologie dagegen richtet sich an die Vielfalt der Menschen, nicht insofern sie sich zu Körpern zusammenfassen lassen, sondern insofern diese im Gegenteil eine globale Masse bilden, die von dem Leben eigenen Gesamtprozessen geprägt sind wie Prozessen der Geburt, des Todes, der Produktion, Krankheit usw. Nach einem ersten Machtzugriff auf den Körper, der sich nach dem Modus der Individualisierung vollzieht, haben wir einen zweiten Zugriff der Macht, nicht individualisierend diesmal, sondern massenkonstituierend, wenn Sie so wollen, der sich nicht an den Körper-Menschen, sondern an den Gattungs-Menschen richtet. Nach der Anatomie-Politik des menschlichen Körpers, die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts ausbreitete, sehen wir am Ende dieses Jahrhunderts etwas auftreten, das keine Anatomie-Politik des menschlichen Körpers mehr ist, sondern etwas, das ich als »Biopolitik« der menschlichen Gattung bezeichnen würde."</p><p class="A-Normal">"Worum geht es in dieser neuen Technologie der Macht, in dieser Biopolitik, in dieser Bio-Macht, die sich durchzusetzen beginnt? Ich habe es vorhin in zwei Worten gesagt: es handelt sich um eine Gesamtheit von Prozessen wie das Verhältnis von Geburt- und Sterberaten, den Geburtenzuwachs, die Fruchtbarkeit einer Bevölkerung usf. Diese Prozesse der Geburten- und Sterberate, der Lebensdauer haben gerade in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Verbindung mit einer ganzen Menge ökonomischer und politischer Probleme (auf die ich jetzt nicht eingehe) die ersten Wissensobjekte und die ersten Zielscheiben biopolitischer Kontrolle abgegeben. Auf jeden Fall verwirklicht man zu diesem Zeitpunkt mit den ersten demographischen Erhebungen die statistische Messung dieser Phänomene. Es handelt sich um die Beobachtung von mehr oder weniger spontanen und planvollen Verfahren, die in der Bevölkerung in Bezug auf die Natalität durchgeführt wurden; es geht, wenn Sie so wollen, um die Ermittlung von Phänomenen der Geburtenkontrolle, wie sie im 18. Jahrhundert praktiziert wurde. Es kommt nun im Ansatz zu einer Geburtenpolitik oder jedenfalls zu Interventionsschemata in diese globalen Phänomene der Geburtenrate. In dieser Biopolitik handelt es sich nicht einfach um das Problem der Fruchtbarkeit. Es geht auch um das Problem der Sterblichkeit, nicht mehr einfach, wie es bis dahin der Fall war, auf der Ebene jener berühmten Epidemien, deren Gefahr die politischen Mächte seit dem tiefen Mittelalter so sehr bedrohte (die berühmten Epidemien, die vorübergehende Dramen des vervielfachten Todes, des allen drohenden Todes waren). Zu diesem Zeitpunkt gegen Ende des 18. Jahrhunderts geht es sich nicht um Epidemien, sondern um etwas anderes, das man Endemien nennen könnte, das heißt die Form, Natur, Ausdehnung, Dauer und Intensität der in einer Bevölkerung herrschenden Krankheiten. Mehr oder weniger schwer ausrottbare Krankheiten, die anders als die Epidemien nicht unter dem Blickwinkel zunehmender Todesursachen betrachtet werden, sondern als permanente Faktoren <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> so werden sie behandelt <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> des Entzugs von Kräften, der Verminderung der Arbeitszeit, des Energieverlustes und ökonomischer Kosten, und zwar ebensosehr aufgrund des von ihnen produzierten Mangels wie der Pflege, die sie kosten können. Kurz, Krankheit als Bevölkerungsphänomen: nicht mehr als Tod, der sich brutal auf das Leben legt <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> das ist die Epidemie <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i>, sondern als permanenter Tod, der in das Leben hineinschlüpft, es unentwegt zerfrisst, es mindert und schwächt."<br /></p><p class="A-Normal">"Es geht um das Konzept der »Bevölkerung«. Die Biopolitik hat es mit der Bevölkerung, mit der Bevölkerung als politischem Problem, als zugleich wissenschaftlichem und politischem Problem, als biologischem und Machtproblem zu tun <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> ich denke, dass dies der Augenblick ist, in dem sie in Erscheinung tritt."</p><br /><p class="A-Normal">"Diesseits dieser großen absoluten, dramatischen und dunklen Macht der Souveränität, die darin bestand, sterben zu machen, tritt jetzt mit dieser Technologie der Biomacht, dieser Technologie der Macht über »die« Bevölkerung als solche, über den Menschen als Lebenwesen, eine dauerhafte und gelehrte Macht hervor: die Macht, »leben zu machen«. Die Souveränität machte sterben und ließ leben. Nun tritt eine Macht in Erscheinung, die ich als Regulierungsmacht bezeichnen würde und die im Gegenteil darin besteht, leben zu machen und sterben zu lassen."</p><p class="A-Normal">"Ich möchte jetzt gerne die Unterscheidung zwischen der regulatorischen Technologie des Lebens und der disziplinären Technologie des Körpers, von der ich vorhin gesprochen habe, wiederaufgreifen. Seit dem 18. Jahrhundert (oder in jedem Fall seit dem Ende des 18. Jahrhunderts) gibt es zwei Machttechnologien, die sich in einem gewissen zeitlichen Abstand etabliert haben und sich überlagern. Zunächst die Disziplinartechnik: Sie richtet sich auf den Körper, sie produziert individualisierende Wirkungen, sie manipuliert den Körper als Zentrum von Kräften, die zugleich nützlich und gelehrig zu machen sind. Und auf der anderen Seite haben wir eine Technologie, die sich nicht an den Körper, sondern an das Leben wendet; eine Technologie, die die einer Bevölkerung eigenen Masseneffekte zusammenfasst und die Serie der Zufallsereignisse, die in einer lebendigen Masse auftauchen können, zu kontrollieren sucht; eine Technologie, die danach strebt, deren Wahrscheinlichkeit zu kontrollieren (und gegebenenfalls zu modifizieren), in jedem Fall deren Wirkungen zu kompensieren. Es handelt sich um eine Technologie, die nicht durch individuelle Dressur, sondern durch globales Gleichgewicht auf etwas wie Homöostase zielt: auf die Sicherheit des Ganzen vor seinen inneren Gefahren. Mithin eine Dressurtechnologie im Gegensatz zu und unterschieden von einer Sicherheitstechnologie; eine Disziplinartechnologie, die sich von einer Versicherungs- oder Regulierungstechnologie unterscheidet: eine Technologie, die zwar in beiden Fällen eine Technologie des Körpers ist, wo es sich aber in dem einen Fall um eine Technologie handelt, in der der Körper als mit Fähigkeiten ausgestatteter Organismus individualisiert wird, und im anderen um eine Technologie, in der die Körper durch die biologischen Gesamtprozesse ersetzt werden."<br /></p><p class="A-Normal">"Wir haben also zwei Serien: die Serie Körper <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> Organismus <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> Disziplin <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> Institutionen; und die Serie Bevölkerung <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> biologische Prozesse <i style="mso-bidi-font-style: normal">– </i>Regulierungsmechanismen* <i style="mso-bidi-font-style: normal">–</i> Staat."<br /><br />"Nehmen Sie einen ganz anderen – freilich nicht völlig anderen, nicht vollständig anderen – Bereich; nehmen Sie auf einer anderen Achse so etwas wie die Sexualität. Warum wird die Sexualität im 19. Jahrhundert zu einem Bereich, dessen strategische Bedeutung sehr groß ist? Wenn die Sexualität wichtig war, dann aus verschiedenen Gründen, vor allem aber aus folgenden: Einerseits ergibt sich die Sexualität als körperliches Verhalten aus einer individualisierenden Disziplinarkontrolle in der Form permanenter Überwachung (ab dem Ende des 18. Jahrhunderts hat man beispielsweise begonnen, die Kinder den berühmten Kontrollen der Masturbation auszusetzen und zwar im familiären Bereich, im schulischen Bereich usf.; sie stellen genau diese Seite der disziplinären Kontrolle der Sexualität dar); daneben fügt sich die Sexualität dank ihrer Fortpflanzungseffekte gleichzeitig in die umfassenden biologischen Prozesse ein, die nicht mehr den Körper des Individuums, sondern jenes Element, jene multiple Einheit betreffen, die die Bevölkerung ist. Die Sexualität befindet sich an der Kreuzung von Körper und Bevölkerung. Folglich gehört sie zur Disziplin, aber auch zur Regulierung."</p><br /><p class="A-Normal">"Noch allgemeiner lässt sich sagen, dass das Element, das vom Disziplinären zum Regulatorischen verläuft und sich auf dieselbe Weise auf den Körper und die Bevölkerung bezieht und zugleich die Kontrolle der disziplinären Ordnung des Körpers und der Zufallsereignisse einer biologischen Vielfalt erlaubt, dass dieses Element, das vom einen zum anderen zirkuliert, die »Norm« ist. Die Norm, das ist das, was sich auf einen Körper, den man disziplinieren will, ebensogut anwenden lässt wie auf eine Bevölkerung, die man regulieren will. Die Normalisierungsgesellschaft ist, so gesehen, nicht eine Art verallgemeinerter Disziplinargesellschaft, deren Disziplinarinstitutionen sich ausgebreitet und die schließlich den gesamten Raum abgedeckt hätten – dies ist nur eine erste und, wie ich denke, unzureichende Interpretation der Idee der Normalisierungsgesellschaft. Die Normalisierungsgesellschaft ist eine Gesellschaft, in der sich entsprechend einer orthogonalen Verknüpfung die Norm der Disziplin und die Norm der Regulierung miteinander verbinden. Wenn man behauptet, dass die Macht im 19. Jahrhundert vom Leben Besitz ergriffen hat oder zumindest, dass die Macht im 19. Jahrhundert das Leben in Beschlag genommen hat, heißt das, dass es ihm gelungen ist, die gesamte Oberfläche abzudecken, die sich vom Organischen zum Biologischen, vom Körper zur<br />Bevölkerung dank des doppelten Spiels der Disziplinartechnologien einerseits, der Regulierungstechnologien andererseits erstreckt."</p><p class="A-Normal"><strong>Die komplette Vorlesung vom 17. März 1976 lässt sich auch online lesen:</strong><br /><a href="http://www.momo-berlin.de/Foucault_Vorlesung_17_03_76.html">http://www.momo-berlin.de/Foucault_Vorlesung_17_03_76.html</a></p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-65916195635992352452009-04-11T12:24:00.003+02:002009-04-11T12:27:35.971+02:00Michel Foucault: Die Wut über die Tatsachen"Was hat sich in unseren Köpfen abgespielt, in den letzten fünfzehn Jahren? In einem ersten Anlauf würde ich sagen: ein wütender Schmerz, eine ungeduldige, aufgebrachte Sensibilität für das, was sich abspielt, eine Intoleranz gegen die theoretische Rechtfertigung und die ganze schleichende Beruhigungsarbeit, die der „wahre" Diskurs Tag für Tag leistet. Vor dem Hintergrund des bläßlichen Dekors, den die Philosophie, die Poltische Ökonomie und soviel andere schöne Wissenschaften aufgebaut hatten, haben sich plötzlich Irre erhoben und Kranke, Frauen und Kinder, Gefangene, Gemarterte und Tote zu Millionen. Gott weiß wohl, dass wir mit Theoremen, Prinzipien und Wörtern gewappnet waren, um all das zu zerbröseln. Welcher Appetit auf einmal, diese so nahen Fremden zu sehen und zu hören? Welche Besorgnis um so unfeine Dinge? Wir sind von der Wut über die Tatsachen gepackt worden. Wir haben aufgehört, die zu ertragen, die uns sagten – oder vielmehr das Getuschel in uns, das sagte: 'Macht nichts, eine Tatsache für sich allein wird nie etwas sein; höre, lies, warte; das wird sich ferner, später, höher erklären'."<br />[Michel Foucault: Dispositive der Macht, S. 217]Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-66772994607258425452009-02-27T12:49:00.010+01:002009-04-22T16:18:08.545+02:00Michel Foucault: nicht dermaßen regiert werden! Oder: Was ist Kritik?<strong></strong><br /><strong>„Als erste Definition der Kritik schlage ich also die allgemeine Charakterisierung vor: die Kunst nicht dermaßen regiert zu werden."</strong><br /><br />„Vor allem aber sieht man, daß der Entstehungsherd der Kritik im wesentlichen das Bündel der Beziehungen zwischen der Macht, der Wahrheit und dem Subjekt ist. Wenn es sich bei der Regierungsintensivierung darum handelt, in einer sozialen Praxis die Individuen zu unterwerfen – und zwar durch Machtmechanismen, die sich auf Wahrheit berufen, dann würde ich sagen, ist die Kritik die Bewegung, in welcher sich das Subjekt das Recht herausnimmt, die Wahrheit auf ihre Machteffekte hin zu befragten und die Macht auf ihre Wahrheitsdiskurse hin. Dann ist die Kritik die Kunst der freiwilligen Unknechtschaft, der reflektierten Unfügsamkeit. In dem Spiel, das man die Politik der Wahrheit nennen könnte, hätte die Kritik die Funktion der Entunterwerfung."<br />[Michel Foucault: Was ist Kritik?]<br /><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/geschichte-der-gouvernementalitt.html">Michel Foucault: Geschichte der Gouvernementalität</a><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/sicherheit-territorium-bevlkerung.html">Michel Foucault: Sicherheit, Territorium, Bevölkerung</a><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/die-geburt-der-biopolitik.html">Michel Foucault: Die Geburt der Biopolitik</a><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/die-gouvernementalitt-als-werkzeug.html">Zara kommentiert: Die Gouvernementalität</a><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/die-gouvernementalitt-als-werkzeug.html">Zara kommentiert: Die Gouvernementalität als Werkzeug</a>Unknownnoreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-6337230140056890562009-02-25T14:53:00.002+01:002009-02-25T14:59:14.068+01:00Michel Foucault: Macht-Wissen„Das Wort Wissen wird also gebraucht, um alle Erkenntnisverfahren und -wirkungen zu bezeichnen, die in einem bestimmten Moment und in einem bestimmten Gebiet akzeptabel sind. Und zweitens wird der Begriff Macht gebraucht, der viele einzelne, definierte Mechanismen abdeckt, die in der Lage scheinen, Verhalten oder Diskurse zu induzieren. Offensichtlich haben diese beiden Begriffe nur eine methodologische Funktion: mit ihnen sollen nicht allgemeine Wirklichkeitsprinzipien ausfindig gemacht werden, es soll gewissermaßen die Analysefront, es soll der relevante Elemententyp fixiert werden. Auf diese Weise soll vermieden werden, daß von vornherein die Perspektive der Legitimierung eingeführt wird – wie das die Begriffe Erkenntnis und Herrschaft nahelegen. Jene beiden Worte sollen auch in jedem Moment der Analyse einen bestimmten Inhalt, ein bestimmtes Wissenselement, einen bestimmten Machtmechanismus präzis bezeichnen können; niemals darf sich die Ansicht einschleichen, daß ein Wissen oder eine Macht existiert – oder gar das Wissen oder die Macht, welche selbst agieren würden. Wissen und Macht - das ist nur ein Analyseraster. Und dieser Raster ist nicht aus zwei einander Fremden Kategorien zusammengesetzt – dem Wissen einerseits und der Macht andererseits (wie die gerade gebrauchten Formulierungen nahelegten). Denn nichts kann als Wissenselement auftreten, wenn es nicht mit einem System eines bestimmten wissenschaftlichen Diskurses in einer bestimmten Epoche, und wenn es nicht andererseits, gerade weil es wissenschaftlich oder rational oder einfach plausibel ist, zu Nötigungen oder Anreizungen fähig ist. Umgekehrt kann auch nichts als Machtmechanismus funktionieren, wenn es sich nicht in Prozeduren und Mittel-Zweck-Beziehungen entfaltet, welche in Wissenssystemen fundiert sind. Es geht also nicht darum, zu beschreiben, was Wissen ist und was Macht ist und wie das eine das andere unterdrückt oder mißbraucht, sondern es geht darum, einen Nexus von Macht-Wissen zu charakterisieren, mit dem sich die Akzeptabilität eines Systems – sei es das System der Geisteskrankheit, der Strafjustiz, der Delinquenz, der Sexualität usw. - erfassen läßt.<br />[Michel Foucault: Was ist Kritik?]Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-89801748906193440672009-01-25T20:14:00.004+01:002009-05-10T12:29:59.462+02:00Die Genealogie und die Suche nach dem Ursprung„1. Die Genealogie ist grau. Gewissenhaft und geduldig sichtet sie Dokumente, arbeitet an verwischen, zerkratzten, mehrmals überschriebenen Pergamenten.“<br /><br />Mit diesen Worten beginnt Focault 1971 den Text, in dem er vielleicht am konzentriertesten über die Genealogie schreibt: <strong>Nietzsche, die Genealogie, die Historie</strong>. Und für alle, die immer noch fragen, warum sie immer nur ihren Ausgangspunkt finden, wenn sie nach dem Ursprung suchen:<br /><br />„Weil es bei solch einer Suche in erster Linie darum geht, das Wesen der Sache zu erfassen, ihre reinste Möglichkeit, ihre in sich gekehrte Identität, ihre unveränderliche, allem Äußerlichen, Zufälligen, Späteren vorausgehende Form. Wer solch einen Ursprung sucht, der will finden, 'was bereits war', das 'Eigentliche' eines mit sich selbst übereinstimmenden Bildes; er hält alle Wechselfälle, Listen und Verkleidungen für bloße Zufälle und will alle Masken lüften, um die eigentliche Identität zu enthüllen. Aber was erfährt der Genealoge, wenn er aufmerksam auf die Geschichte hört statt der Metaphysik zu glauben? Dass es hinter den Dingen `etwas ganz anderes' gibt: nicht deren geheimes, zeitloses Wesen, sondern das Geheimnis, dass sie gar kein Wesen haben oder dass ihr Wesen Stück für Stück aus Figuren konstruiert wurde, die ihnen fremd waren. Wie die Vernunft entstanden ist? Natürlich auf ganz und gar 'vernünftige' Weise, nämlich durch einen Zufall. Die Hingabe an die Wahrheit und die Strenge der wissenschaftlichen Methoden? Aus den Leidenschaften der Wissenschaftler, aus ihrem wechselseitigem Hass, aus fanatischen, ständig wiederholten Debatten, aus dem Willen zum Sieg - Waffen, die im Verlauf langer persönlicher Kämpfe langsam geschmiedet wurden. Und die Freiheit? Ist sie das fundamentale Moment, das den Menschen an Sein und Wahrheit bindet? Nein, sie ist nur eine 'Erfindung von Ständen'. Am geschichtlichen Anfang der Dinge stößt man nicht auf die noch unversehrte Identität ihres Ursprungs, sondern auf Unstimmigkeit und Unterschiedlichkeit.“<br />[Michel Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie, Dits et Ecrits II]<br /><br /><a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2009/05/foucault-nietzsche-die-genealogie-die.html">Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-36736411286065531372009-01-16T09:47:00.002+01:002009-09-21T19:37:29.964+02:00Michel Foucault: Die Heterotopien / Der utopische Körper<a href="http://4.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/SXBKncZMQKI/AAAAAAAAACI/jsWeoHropvo/s1600-h/heterotopien_utopischer+körper.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5291811603657539746" style="FLOAT: left; MARGIN: 0px 10px 10px 0px; WIDTH: 129px; CURSOR: hand; HEIGHT: 129px" alt="Michel Foucault: Der utopische Körper / Die Heterotopien. Zwei Radiovorträge." src="http://4.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/SXBKncZMQKI/AAAAAAAAACI/jsWeoHropvo/s320/heterotopien_utopischer+k%C3%B6rper.jpg" border="0" /></a> <strong>Die Heterotopien</strong> und <strong>Der utopische Körper</strong> sind zwei kurze Radiovorträge Michel Foucaults, die 1966 im Rahmen der Sendung <em>Culture française</em> ausgestrahlt wurden. Der Suhrkamp Verlag hat die beiden Texte 2005 in einer kleinen zweisprachigen Ausgabe aufgelegt. Und für alle, die sich nicht die Mühe machen wollen zu lesen, hat der Verlag eine CD mit den beiden Vorträgen im Orginalton beigelegt. (Nicht dass es Mühe machen würde, diese beiden kurzen Texte zu lesen,). Da das gesprochene Worte nicht bis ins letzte verschriftlicht werden kann, ist das Zuhören eine aufschlussreiche Abwechslung. Wobei es durch mangelnde Sprachkenntnisse durchaus erschwert werden kann. Der Text <em>Raum zum Hören</em> von Daniel Defert widerum ist uneingeschränkt lesenswert.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-80790191174291467192009-01-12T14:54:00.004+01:002009-01-16T08:44:56.382+01:00Genealogie bei Darwin und Foucault„Darwin zeigt nicht nur, dass die Natur selbst historisch ist, sondern entwickelt auch eine Methode der Erforschung der Geschichte, die er »genealogisch« nennt, und Foucault folgt ihm darin. [...] Darwin sagt von sich selbst, er sei Genealoge. Er will Herkunft rekonstruieren, aber natürlich, ohne auf »Wappenbücher und Stammbäume«, wie er sagt, zurückgreifen zu können. Deshalb interessiert er sich für Rudimente am Körper, für Spuren der Erinnerung an frühere Formen des Lebens. Bei dieser genealogischen Rekonstruktion zeigt sich, dass es, zum Beispiel, keinen »ursprünglichen« Löwen geben kann. Es gibt nie ein ursprüngliches Wesen, nichts Eigentliches, keine Identität, nur Zerstreuung. Natur ist unendliche Vielfalt und allgegenwärtige Abhängigkeit. Und so geht auch Michel Foucault vor: Er rekonstruiert Herkunftsgeschichte und löst dabei auf, was identisch und »wesenhaft« erscheint. Genealogie ist eine Methode, die Kräfteverhältnisse entdeckt. Sie stößt dabei immer auf Konflikte, nicht auf Harmonie. Doch im Gegensatz zur Hegelschen Geschichtsauffassung, die ja auch von Konflikten ausgeht, hat diese Geschichte kein Ziel, gibt es keine dialektischen Synthesen – und keinen Geist.“ [Philipp Sarasin in der Zeit, 8.01.2009]<br /><br />Das komplette ZEIT-Interview mit Philipp Sarasin über Darwin vom 8.01.2009<br /><a href="http://www.zeit.de/2009/03/ST-Darwin?page=1"><strong>Nichts bleibt je, wie es ist</strong></a><br /><br />Der Historiker Philipp Sarasin hat auch ein Buch über Darwin und Foucault geschrieben, das demnächst erscheint: <strong>Darwin und Foucault: Genealogie und Geschichte im Zeitalter der Biologie</strong><br />Als Vorgeschmack gibts eine planlose Katze, weil ohnehin nichts bleibt wie es ist und am Mittwoch, 14. Januar 2009 in München (LMU, Hgb, HS M218) einen Vortrag über <a href="http://simulanten.blogsport.de/2008/12/29/philipp-sarasin-in-muenchen/trackback/">unreine Anfänge</a> im Rahmen der Vorlesungsreihe Anfang und Evolution.<br /><br />taz-Artikel: <a href="http://www.taz.de/1/debatte/theorie/artikel/1/die-katze-ohne-plan/?src=TE&cHash=06f703b0cc"><strong>Die Katze ohne Plan</strong> </a>vom 17.12.2008Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-33002885124191583122008-12-30T14:41:00.023+01:002009-09-21T19:37:29.964+02:00Das Spiel der Lüste. Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault. Rezensiert.<a href="http://4.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/SVon57dwpcI/AAAAAAAAAB4/3ursjKxS40U/s1600-h/das+spiel+der+lüste.jpg"></a>Rezensiert von Zara Pfeiffer<br /><br /><em><a href="http://1.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/SVosYX2fctI/AAAAAAAAACA/q4LRkbvsXqM/s1600-h/das+spiel+der+lüste.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5285585909903749842" style="FLOAT: left; MARGIN: 0px 10px 10px 0px; WIDTH: 165px; CURSOR: hand; HEIGHT: 248px" alt="Das Spiel der Lüste. Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault" src="http://1.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/SVosYX2fctI/AAAAAAAAACA/q4LRkbvsXqM/s320/das+spiel+der+l%C3%BCste.jpg" border="0" /></a>„Je offener das Spiel ist, desto verlockender und faszinierender ist es.“</em> (Michel Foucault)<br /><br />Die Frage nach der Identität und Sexualität Michel Foucaults ist ebenso faszinierend wie voyeuristisch. Spiegelt sich das theoretische Spiel der Kräfteverhältnisse seiner Machtanalyse in den konkreten Machtspielen der SM Clubs von San Francisco? Zweifellos ist die Theorie Foucaults nicht von der der Person und dem Leben Michel Foucaults zu trennen, eine einseitige Konzentration auf das Leben unter Vernachlässigung der Theorie würde ihren anfänglichen Reiz jedoch sicher schnell verlieren.<br />Der Sammelband <em>Das Spiel der Lüste. Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault</em> herausgegeben von Marvin Chlada und Marc-Christian Jäger widersteht der kurzfristigen Verlockung und stellt die Theorie Michel Foucaults ins Zentrum des Interesses ohne sein Leben auszublenden.<br /><br />Eröffnet wird „Das Spiel der Lüste“ von <strong>Marc-Christian Jäger</strong> mit einer umfassenden und nicht nur für Foucault-Neulinge empfehlenswerten Einführung in Michel Foucaults Machtbegriff. Das Fußnoten-Feuerwerk des Textes – 539 auf 45 Seiten – des Textes irritiert beim Lesen bisweilen, enthält aber für interessierte Leser_innen spannende Verweise und Quellenangaben.<br />Der darauf folgende Abriss <em>Die Sorge um sich selbst</em> von <strong>Anette Schlemm</strong> zur Frage der Lebenskunst vor dem Hintergrund der Selbstsorge und der foucaultschen Subjektkonstitution ist dagegen leider etwas dünn geraten, was möglicherweise der Kürze des Textes von knapp 4 Seiten geschuldet ist. In dem nicht ganz leicht zu lesenden Beitrag <em>Lüste des Körpers oder Begehren ohne Organe?</em> beschäftigt sich <strong>Marvin Chlada</strong> mit Foucaults Kritik des Wunschbegriffs wie er unter anderem von Gilles Deleuze und Félix Guattari formuliert wurde: So wie Foucault die Befreiung von der Macht nicht als das Gegenteil, sondern als integralen Bestandteil der Macht begreife, so geht es ihm nicht darum Wunsch und Begehren zu befreien, sondern darum mit Körpern und die Lüsten zu experimentieren und andere Körper und Lüste zu genießen. <strong>Jürgen Mümken</strong> fragt in <em>Wer bin ich? – Was bin ich?</em> ausgehend von den Begriffen sexuelle Identität, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität nach der Bedeutung von Identität und Geschlecht in den Werken von Max Stirner und Michel Foucault und stellt diese einander gegenüber. In <em>Ordnungen des Sexuellen</em> zeichnet Marc-Christian Jäger vor dem Hintergrund von Foucaults Rezeption von de Sade und Georges Bataille Foucaults Unterscheidung von sadistischer Disziplinarmacht und SM-Subkultur nach. Das Spiel der Lüste endet mit dem Text <em>Vom Begehrens-Subjekt zum unternehmerischen Selbst</em> von <strong>Andrea D. Bührmann</strong>, in dem diese den Weg vom Begehrens-Subjekt hin zu einem neoliberalen unternehmerischen Selbst nachzeichnet. Bührmann betont, dass der von Foucaults Gouvernementalitätsvorlesungen inspirierte Blick der Governmentality-Studies eine ent-naturalisierende und ent-ontologisierende Perspektive auf gegenwärtige Individualisierungsprozesse und Subjektivierungsweisen ermöglicht.<br /><br />Die von Foucault aufgeworfene Frage nach dem Verhältnis von Sexualität, Identität und Macht wird in <em>Das Spiel der Lüste</em> aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dass die darin enthaltenen Aufsätze hinsichtlich Länge, Lesbarkeit, Tiefe und Anspruch sehr heterogen sind, ist sowohl Stärke und Schwäche des Bandes, der sich vor allem gut für einen ersten Einstieg in das Denken Michel Foucaults eignet. Anzumerken bleibt außerdem, dass die eigene Lesepraxis durch den wenig strapazierfähigen Umschlag etwas zu deutlich dokumentiert wird.<br /><br /><strong><a href="http://www.spiel-der-lueste.de/">Marvin Chlada/Marc-Christian Jäger: Das Spiel der Lüste. Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault, Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2008. 156 Seiten, 16,- Euro. ISBN 3-86569-031-9</a></strong>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-57538964841880410242008-12-26T14:10:00.003+01:002008-12-26T14:20:47.227+01:00Die Praxis der Freiheit ...<a title="Wordle: Michel Foucault: Macht und Freiheit" href="http://www.wordle.net/gallery/wrdl/408552/Michel_Foucault%3A_Macht_und_Freiheit"><img style="BORDER-RIGHT: #ddd 1px solid; PADDING-RIGHT: 4px; BORDER-TOP: #ddd 1px solid; PADDING-LEFT: 4px; PADDING-BOTTOM: 4px; BORDER-LEFT: #ddd 1px solid; WIDTH: 228px; PADDING-TOP: 4px; BORDER-BOTTOM: #ddd 1px solid; HEIGHT: 149px" height="131" src="http://www.wordle.net/thumb/wrdl/408552/Michel_Foucault%3A_Macht_und_Freiheit" width="213" /></a><br /><br />... oder so: <a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/12/michel-foucault-macht-und-freiheit.html">Macht und Freiheit</a>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-24291147097767973042008-12-21T10:50:00.002+01:002008-12-21T10:54:58.769+01:00Heterotopien – mit den Schiffen träumen„In der Kolonie haben wir eine Heterotopie, die gleichsam naiv genug ist, eine Illusion verwirklichen zu wollen. Im Freudenhaus haben wir dagegen eine Heterotopie, die subtil und geschickt genug ist, die Wirklichkeit allein durch die Kraft der Illusion zerstreuen zu wollen. Und bedenkt man, dass Schiffe, die großen Schiffe des 19. Jahrhunderts, ein Stück schwimmender Raum sind, Orte ohne Ort, ganz auf sich selbst angewiesen, in sich geschlossen und zugleich dem endlosen Meer ausgeliefert, die von Hafen zu Hafen, von Wache zu Wache, von Freudenhaus zu Freudenhaus bis in die Kolonien fahren, um das Kostbarste zu holen, was die eben beschriebenen Gärten zu bieten haben, dann wird deutlich, warum das Schiff für unsere Zivilisation zumindest seit dem 16. Jahrhundert nicht nur das wichtigste Instrument zur wirtschaftlichen Entwicklung gewesen ist, sondern auch das größte Reservoir für die Fantasie. Das Schiff ist die Heterotopie par excellence. Zivilisationen, die keine Schiffe besitzen, sind wie Kinder, deren Eltern kein Ehebett haben, auf dem sie spielen können. Dann versiegen ihre Träume. An die Stelle des Abenteuers tritt dort die Bespitzelung und an die Stelle der glanzvollen Freubeuter die häßliche Polizei."<br />[Michel Foucault: Die Heterotopien]Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-13895528763062241082008-12-13T10:02:00.002+01:002008-12-13T10:12:13.015+01:00Michel Foucault: Macht und FreiheitWenn der Widerstand auch Teil der Macht ist und diese möglicherweise stärkt, ohne dass wir das überhaupt bemerken, wie ist dann überhaupt noch politisch widerständiges Handeln möglich? An dieser Frage hing die Diskussion beim ersten Lesen von „Der Wille zum Wissen“ mit dem Gefühl jeder Schritt würde uns zwangsläufig noch tiefer in die Machtnetze verstricken.<br />Naja, das erst Lesen und die verzweifelte Erkenntnis liegen jetzt auch schon einige Jahre zurück. Die theoretische Ratlosigkeit und Handlungsunfähigkeit, war sicher nicht ganz unwichtig für das Hinterfragen der eigenen Handlungen.<br /><p>„Man sollte außerdem beachten, dass es Machtbeziehungen nur in dem Maße geben kann, in dem die Subjekte frei sind. Wenn einer von beiden vollständig der Verfügung des anderen unterstünde und zu dessen Sache geworden wäre, ein Gegenstand, über den dieser schrankenlose und unbegrenzte Gewalt ausüben könnte, dann gäbe es keine Machtbeziehungen. Damit eine Machtbeziehung bestehen kann, bedarf es also auf beiden Seite einer bestimmten Form von Freiheit. Selbst wenn die Machtbeziehung völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist, wenn man wirklich sagen kann, dass der eine alle Macht über den anderen besitzt, so lässt sich die Macht über den anderen nur in dem Maße ausüben, in dem diesem noch die Möglichkeit bleibt, sich zu töten, aus dem Fenster zu springen oder den anderen zu töten. Das heißt, dass es in Machtbeziehungen notwendigerweise Möglichkeiten des Widerstands gibt, denn wenn es keine Möglichkeit des Widerstands - gewaltsamer Widerstand, Flucht, List, Strategien, die die Situation umkehren - gäbe, dann gäbe es überhaupt keine Machtbeziehungen. Vor diesem allgemeinen Hintergrund weigere ich mich, die Frage zu beantworten, die man mir manchmal stellt: „Aber wenn die Macht überall ist, dann gibt es keinen Widerstand.“ Ich antworte: Wenn es Machtbeziehugen gibt, die das gesamte soziale Feld durchziehen, dann deshalb, weil es überall Freiheit gibt. Jetzt gibt es in der Tat Herrschaftszustände. In sehr vielen Fällen sind die Machtbeziehungen derart verfestigt, dass sie auf Dauer asymmetrisch sind und der Spielraum der Freiheit äußerst beschränkt ist. [...] In einer solchen Situation der Herrschaft muss man auf all diese Fragen je nach dem Typus und der genauen Form der Herrchaft jeweils auf spezifisch Weise antworten. Die Behauptung jedoch: „Sehen Sie, die Macht ist überall, folglich gibt es keinen Platz für die Freiheit“, scheint mir absolut unangemessen. Mann kann mir nicht die Vorstellung zuschreiben, dass Macht ein Herrschaftssysem darstellt, das alles kontrolliert und keinerlei Raum für Freiheit lässt.“<br />[Michel Foucault: Die Ethik der Sorge um sich als Praxis der Freiheit, Dits et Ecrits IV]</p>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-75190233366200056812008-12-07T19:55:00.013+01:002009-09-21T19:38:09.533+02:00Debatte Foucault vs Chomsky<a href="http://1.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/STwdPi40PVI/AAAAAAAAABo/0KI04SFpv10/s1600-h/macht+und+gerechtigkeit_foucault+und+chomsky.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5277125016271732050" style="FLOAT: left; MARGIN: 0px 10px 10px 0px; WIDTH: 143px; CURSOR: hand; HEIGHT: 146px" alt="Macht und Gerechtigkeit. Ein Streitgespräch zwischen Michel Foucault und Noam Chomsky" src="http://1.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/STwdPi40PVI/AAAAAAAAABo/0KI04SFpv10/s200/macht+und+gerechtigkeit_foucault+und+chomsky.jpg" border="0" /></a>Die Debatte zwischen Michel Foucault und Noam Chomsky aus dem Jahr 1971, die von Fons Elders moderiert und im niederländischen Fernsehen unter dem Titel „Über die Natur des Menschen: Gerechtigkeit versus Macht“ ausgestraht wurde, ist jetzt von <strong>orange press</strong> unter dem Titel „Macht und Gerechtigkeit. Ein Streitgespräch zwischen Michel Foucault und Noam Chomsky“ veröffentlicht worden.<br /><br />Die Behauptung „<a href="http://www.orange-press.com/programm/alle-titel/absolutely-macht-gerechtigkeit.html">orange-press</a> legt dieses eindrucksvolle Dokument neuerer Philosophiegeschichte nun zum ersten Mal auf <a href="http://4.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/STwdv7dmt8I/AAAAAAAAABw/sNK7UnSJfQU/s1600-h/dits+et+ecrits+2.jpg"><img id="BLOGGER_PHOTO_ID_5277125572624299970" style="FLOAT: right; MARGIN: 0px 0px 10px 10px; WIDTH: 99px; CURSOR: hand; HEIGHT: 160px" alt="Michel Foucault: Dits et Ecrits II" src="http://4.bp.blogspot.com/_w4zSBn7hCsk/STwdv7dmt8I/AAAAAAAAABw/sNK7UnSJfQU/s200/dits+et+ecrits+2.jpg" border="0" /></a><br />Deutsch vor“ stimmt allerdings nicht ganz (umso enttäuschender, wenn diese einfach abgeschrieben wird, wie von Adi Quarti in der <a href="http://www.akweb.de/ak_s/ak531/04.htm">ak</a>). Da hat man sich wohl die Mühe gespart, die „<strong>Dits et Ecrits</strong>“ von Foucault durchzublättern, die auf deutsch im Suhrkamp Verlag erschienen sind. Im zweiten Band unter der Nummer 132 kann das Gespräch der beiden ebenfalls nachgelesen werden (und das schon seit 2002!). Naja. Einfacher als die „Dits et Ecrits“ zu stemmen (und auch billiger) ist die Ausgabe von orange press aber allemal und lesen - egal wo - lohnt sich. Versprochen.<br /><br />Und wer das ganze nicht nur lesen, sondern auch mal sehen will, kann das <a href="http://foucaultundco.blogspot.com/2008/08/michel-foucault-und-noam-chomsky.html">hier</a>.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5479110003978144296.post-43881816042043234132008-11-22T19:50:00.001+01:002008-11-22T19:52:26.451+01:00Freiheit als Bedingung der Machtausübung"Vielleicht eigenet sich ein Begriff wie Führung gerade kraft seines Doppelsinns gut dazu, das Spezifische an den Machtverhältnissen zu erfassen. 'Führung' ist zugleich die Tätigkeit des 'Anführens' anderer [...] und sie Weise des Sich-Aufführens in einem mehr oder weniger offenen Feld von Möglichkeiten. Machtausübung besteht im 'Führen der Führungen' und in der Schaffung der Wahrscheinlichkeit. Im Grund ist Macht wengier von der Art der Konfrontation zweier Gegner oder der Verpflichtung des einen gegenüber dem anderen, als von der 'Regierung'. Man muß diesem Wort die sehr weite Bedeutung lassen, die es im 16. Jahrhundert hatte. Es bezog sich nicht nur auf politische Strukturen und auf die Verwaltung von Staaten, sondern bezeichnete die Weise, in der das Benehmen von Individuen oder Gruppen gelenkt wurde: Regierung der Kinder, der Seelen, der Gemeinden, der Familien, der Kranken. Es deckte nicht bloß eingesetze und legitime Formen der politischen oder wirtschaftlichen Unterwerfung ab, sondern auch mehr oder weniger bedachte und berechnete Handlungsweisen, die dazu bestimmt waren, auf die Handlungsmöglichkeiten anderer Individuen einzuwirken. Regieren heißt in diesem Sinne, das Feld eventuellen Handelns der anderen zu strukturieren. Die der Macht eigene Verhältnisweise wäre somit weder auf seiten der Gewalt und des Kampfes, noch auf seiten des Vertrags und der Willensbande (die allenfalls ihre Instrumente sein können) zu suchen, vielmehr auf seiten dieser einzigartigen, weder kriegerischen noch juridischen Weise des Handelns: des lenkend einwirkenden Regierens.<br />Wenn man Machtausübung als eine Weise der Einwirkung auf die Handlungen anderer definiert, wenn man sie durch das 'Regieren' - im weitesten Sinn dieses Wortes - der Menschen untereinander kennzeichnet, nimmt man ein wichtiges Element mit hinein: das der Freiheit. Macht wird nur auf 'freie Subjekte' ausgeübt und nur sofern diese 'frei' sind."<br />[Michel Foucault: Dits et Ecrits]Unknownnoreply@blogger.com0