12 Januar, 2009

Genealogie bei Darwin und Foucault

„Darwin zeigt nicht nur, dass die Natur selbst historisch ist, sondern entwickelt auch eine Methode der Erforschung der Geschichte, die er »genealogisch« nennt, und Foucault folgt ihm darin. [...] Darwin sagt von sich selbst, er sei Genealoge. Er will Herkunft rekonstruieren, aber natürlich, ohne auf »Wappenbücher und Stammbäume«, wie er sagt, zurückgreifen zu können. Deshalb interessiert er sich für Rudimente am Körper, für Spuren der Erinnerung an frühere Formen des Lebens. Bei dieser genealogischen Rekonstruktion zeigt sich, dass es, zum Beispiel, keinen »ursprünglichen« Löwen geben kann. Es gibt nie ein ursprüngliches Wesen, nichts Eigentliches, keine Identität, nur Zerstreuung. Natur ist unendliche Vielfalt und allgegenwärtige Abhängigkeit. Und so geht auch Michel Foucault vor: Er rekonstruiert Herkunftsgeschichte und löst dabei auf, was identisch und »wesenhaft« erscheint. Genealogie ist eine Methode, die Kräfteverhältnisse entdeckt. Sie stößt dabei immer auf Konflikte, nicht auf Harmonie. Doch im Gegensatz zur Hegelschen Geschichtsauffassung, die ja auch von Konflikten ausgeht, hat diese Geschichte kein Ziel, gibt es keine dialektischen Synthesen – und keinen Geist.“ [Philipp Sarasin in der Zeit, 8.01.2009]

Das komplette ZEIT-Interview mit Philipp Sarasin über Darwin vom 8.01.2009
Nichts bleibt je, wie es ist

Der Historiker Philipp Sarasin hat auch ein Buch über Darwin und Foucault geschrieben, das demnächst erscheint: Darwin und Foucault: Genealogie und Geschichte im Zeitalter der Biologie
Als Vorgeschmack gibts eine planlose Katze, weil ohnehin nichts bleibt wie es ist und am Mittwoch, 14. Januar 2009 in München (LMU, Hgb, HS M218) einen Vortrag über unreine Anfänge im Rahmen der Vorlesungsreihe Anfang und Evolution.

taz-Artikel: Die Katze ohne Plan vom 17.12.2008

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