27 August, 2008

Michel Foucault über das Schreiben von Molotowcocktails

Michel Foucaults Antwort auf die Frage von Jean-Louis Ezine ob er sich nicht gefalle in einem gewissen Negativismus:

"Ja, ich finde großen Gefallen daran. Die Bourgeoisie ist ja keineswegs so dumm und verschlafen, wie Baudelaire gedacht hat. Die Bourgeoisie ist intelligent, scharfsichtig und berechnend. Keine Herrschaftsform war jemals so fruchtbar und damit so gefährlich, so tief eingewurzelt wie die ihrige. Wenn man ihr laute Anklagen entgegenschleudert, wird sie nicht umfallen; sie wird nicht verlöschen wie eine Kerze, die man ausbläst. Das rechtfertigt eine gewisse Traurigkeit. Umso mehr gilt es, in den Kampf soviel Fröhlichkeit, Helligkeit und Ausdauer wie nur möglich hineinzutragen. wirklich traurig wäre, sich nicht zu schlagen ..
Im Grunde will ich gar nicht schreiben. Schreiben ist eine sehr schwer zu überstehende und übersteigerte Tätigkeit. Das Schreiben interessiert mich nur, sofern es sich als Instrument, Taktik, Erhellung in einem wirklichen Kampf einfügt. Ich möchte, daß meine Bücher so etwas wie Operationsmesser, Molotowcocktails oder unterirdische Stollen sind und daß sie nach dem Gebrauch verkohlen wie Feuerwerke…"
[Michel Foucault: Die fröhliche Wissenschaft des Judo; auch Dits et Ecrits]

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