Da faulenzt sie so ungefähr 6,5 Jahre in der Schublade und traut sich am Ende dann doch noch auf den Blog. Voilà, meine leicht korrigierte Magisterarbeit endlich öffentlich und zitierfähig zum Download.
24 Juli, 2014
11 April, 2011
Auf den Barrikaden. Proteste in München seit 1945
In eigener Sache und auch hier natürlich nicht ohne Foucault:
Zara Pfeiffer (Hg.): Auf den Barrikaden. Proteste in München seit 1945. Im Auftrag des Kulturreferats der Landes-hauptstadt München, Volk Verlag, April 2011, 300 Seiten, 19,90, ISBN: 978-3-86222-014-4
Aus der Einleitung:
In Anlehnung an Michel Foucaults Begriff der Kritik verstehe ich Protest als eine Praxis der „Entunterwerfung“, als die in die Öffentlichkeit getragene Haltung, sich „nicht so regieren zu lassen“. In einem Vortrag aus dem Jahr 1978 beschreibt Foucault seinen Begriff von Kritik folgendermaßen: „Als Gegenstück zu den Regierungskünsten, gleichzeitig ihre Partnerin und ihre Widersacherin, als Weise ihnen zu misstrauen, sie abzulehnen, sie zu begrenzen und sie auf ihr Maß zurückzuführen, sie zu transformieren, ihnen zu entwischen oder sie immerhin zu verschieben zu suchen, als Posten zu ihrer Hinhaltung und doch auch als Linie der Entfaltung der Regierungskünste ist damals in Europa eine Kulturform entstanden, eine moralische und politische Haltung, eine Denkungsart, welche ich nenne: die Kunst nicht regiert zu werden bzw. die Kunst nicht auf diese Weise und um diesen Preis regiert zu werden.“[i] Und er sagt weiter: „Wenn es sich bei der Regierungsintensivierung darum handelt, in einer sozialen Praxis die Individuen zu unterwerfen – und zwar durch Machtmechanismen, die sich auf Wahrheit berufen, dann würde ich sagen, ist die Kritik die Bewegung, in welcher sich das Subjekt das Recht herausnimmt, die Wahrheit auf ihre Machteffekte hin zu befragen und die Macht auf ihre Wahrheitsdiskurse hin. Dann ist die Kritik die Kunst der freiwilligen Unknechtschaft, der reflektierten Unfügsamkeit. In dem Spiel, das man die Politik der Wahrheit nennen könnte, hätte die Kritik die Funktion der Entunterwerfung.“[ii]
Foucault entwirft seinen Begriff der Kritik in einem engen Wechselverhältnis zu der Art und Weise, wie regiert wird. Regierung meint in diesem Kontext nicht die konkrete Regierung eines Staates oder einer Stadt, sondern die Gesetze und Verordnungen, Normen und Verhaltensregeln, die medialen Inszenierungen und architekturalen Begebenheiten etc. – also all die Techniken und Mechanismen, mit denen Menschen gelenkt und Bevölkerungen reguliert werden. Die Kritik ist eine Haltung des Individuums, sich diesen Regierungsweisen nicht uneingeschränkt zu unterwerfen – die Kunst nicht so regiert zu werden. Protest wäre dann die Praxis, diese Kritik auf die Straße bzw. in die Öffentlichkeit zu tragen, eine Bewegung der Entunterwerfung im öffentlichen Raum.
INHALTSVERZEICHNIS
Hans-Georg Küppers: Vorwort // Zara S. Pfeiffer: Nicht so regiert werden ... Proteste in München seit 1945. Eine Einleitung // Daniel Habit: Erinnern – Vergessen – Verdrängen: Proteste und städtische Erinnerungskultur // Martin W. Rühlemann: „Mir zaynen do“. Die Möhlstraße als Schauplatz jüdischer Proteste // Günther Gerstenberg: Flusslandschaften – Protest in München von 1945 bis in die Gegenwart. Auszug aus den Jahren 1948 bis 1950 // Katharina Ruhland: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung“. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und ihre Rolle bei den frühen antifaschistischen Protesten nach 1945 // Günther Gerstenberg: „Solang der Alte Peter ... bis zwei Uhr und nicht später“. Wie die verlängerten Samstag-Ladenöffnungszeiten 1953/54 beinahe zu einem Bürgerkrieg führten. // Gerhard Fürmetz: Fünf Protestnächte mit weit reichenden Folgen. Die „Schwabinger Krawalle“ vom Juni 1962 // Elisabeth Angermair: „Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen“. Die Studentenproteste Ende der 1960er Jahre im Spiegel der Pressefotografie // Ulrich Chaussy: Tod in München – Frings und Schreck. Die Eskalation bei den „Osterunruhen“ 1968 in München // Michael Sturm: „Die Räumung ging flott und zügig vonstatten“. Eine kleine Geschichte der Polizeibewaffnung // Niels Seibert: „Wie viele Todesopfer haben Sie in die Kosten-Gewinn-Berechnung eingeplant?“. Internationalistische Proteste auf Aktionärsversammlungen // Simon Goeke: „Wir nehmen unsere Sache jetzt selbst in die Hand“. Von protestierenden Gästen und multinationalen Revolutionär/innen // Michael Sturm: „PASST BLOSS AUF!“ Militante Proteste in München (1969 – 1982) // Siegfried Benker: „Aufruhr Widerstand – es gibt kein ruhiges Hinterland“. München und der Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf // Michael Backmund: „Kriegsgerät interessiert uns brennend“. Antimilitaristische Proteste – Schlaglichter von 1945 bis 2010 // Petra Gerschner: „Der ganze Kuchen ist vergiftet“. Schlaglichter feministischer Aktionen und Organisierungsprozesse 1968 bis 1992 // Angelika Lex: „Alle Bewohner Bayerns haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder besondere Erlaubnis friedlich und unbewaffnet zu versammeln.“ Repression als Reaktion auf Proteste – Proteste als Reaktion auf Repression // Philip Zölls: „Eine menschenwürdige Stadt wird uns nicht geschenkt, wir müssen sie erkämpfen.“ Stadtteilproteste in Haidhausen in den 1970er und 1980er Jahren // Raul Zelik: Von München an den Río San Juan. Eine Nicaragua-Brigade als Coming of Age // Gabriele Fischer: „Und wie normal bist du?“ Der Christopher-Street-Day in München // Katrin Sorko: „Keine Ruhe den Handlangern des Kapitals“. Die Proteste gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 und die Folgen // Cornelia Gockel: Revolution war gestern. Kunst und Protest an der Akademie der Bildenden Künste in München // Katharina Wagner: „Dies ist ohne Zweifel so etwas wie ein Glaubensbekenntnis“. Zu den Studierendenprotesten 1997/98 – 2003/04 – 2009/10 // Marcus Buschmüller: „Heraus gegen Neonazismus und Rassismus!“ Proteste gegen die extreme Rechte in München // Matthias Weinzierl: Wir essen eure Suppe nicht! Protest im Flüchtlingslager. Ein Comic // Julia Jäckel: Von Kampffliegern in der Fußgängerzone und Piratensendern in der Tagesschau. Wie sich öffentliche Räume und Gegenöffentlichkeiten herstellen können // Julia Jäckel: „Moments of Starlings – der Gegenöffentlichkeit Raum geben. Interview mit den Urbanautinnen Ulrike Bührlen und Anja Junghans // Zara S. Pfeiffer: Protestmaschinen. Reale Interventionen virtueller Proteste // Stephanie Müller: Gestrickte „Bomben“. Künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum // *
INHALTSVERZEICHNIS
Hans-Georg Küppers: Vorwort // Zara S. Pfeiffer: Nicht so regiert werden ... Proteste in München seit 1945. Eine Einleitung // Daniel Habit: Erinnern – Vergessen – Verdrängen: Proteste und städtische Erinnerungskultur // Martin W. Rühlemann: „Mir zaynen do“. Die Möhlstraße als Schauplatz jüdischer Proteste // Günther Gerstenberg: Flusslandschaften – Protest in München von 1945 bis in die Gegenwart. Auszug aus den Jahren 1948 bis 1950 // Katharina Ruhland: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung“. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und ihre Rolle bei den frühen antifaschistischen Protesten nach 1945 // Günther Gerstenberg: „Solang der Alte Peter ... bis zwei Uhr und nicht später“. Wie die verlängerten Samstag-Ladenöffnungszeiten 1953/54 beinahe zu einem Bürgerkrieg führten. // Gerhard Fürmetz: Fünf Protestnächte mit weit reichenden Folgen. Die „Schwabinger Krawalle“ vom Juni 1962 // Elisabeth Angermair: „Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen“. Die Studentenproteste Ende der 1960er Jahre im Spiegel der Pressefotografie // Ulrich Chaussy: Tod in München – Frings und Schreck. Die Eskalation bei den „Osterunruhen“ 1968 in München // Michael Sturm: „Die Räumung ging flott und zügig vonstatten“. Eine kleine Geschichte der Polizeibewaffnung // Niels Seibert: „Wie viele Todesopfer haben Sie in die Kosten-Gewinn-Berechnung eingeplant?“. Internationalistische Proteste auf Aktionärsversammlungen // Simon Goeke: „Wir nehmen unsere Sache jetzt selbst in die Hand“. Von protestierenden Gästen und multinationalen Revolutionär/innen // Michael Sturm: „PASST BLOSS AUF!“ Militante Proteste in München (1969 – 1982) // Siegfried Benker: „Aufruhr Widerstand – es gibt kein ruhiges Hinterland“. München und der Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf // Michael Backmund: „Kriegsgerät interessiert uns brennend“. Antimilitaristische Proteste – Schlaglichter von 1945 bis 2010 // Petra Gerschner: „Der ganze Kuchen ist vergiftet“. Schlaglichter feministischer Aktionen und Organisierungsprozesse 1968 bis 1992 // Angelika Lex: „Alle Bewohner Bayerns haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder besondere Erlaubnis friedlich und unbewaffnet zu versammeln.“ Repression als Reaktion auf Proteste – Proteste als Reaktion auf Repression // Philip Zölls: „Eine menschenwürdige Stadt wird uns nicht geschenkt, wir müssen sie erkämpfen.“ Stadtteilproteste in Haidhausen in den 1970er und 1980er Jahren // Raul Zelik: Von München an den Río San Juan. Eine Nicaragua-Brigade als Coming of Age // Gabriele Fischer: „Und wie normal bist du?“ Der Christopher-Street-Day in München // Katrin Sorko: „Keine Ruhe den Handlangern des Kapitals“. Die Proteste gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992 und die Folgen // Cornelia Gockel: Revolution war gestern. Kunst und Protest an der Akademie der Bildenden Künste in München // Katharina Wagner: „Dies ist ohne Zweifel so etwas wie ein Glaubensbekenntnis“. Zu den Studierendenprotesten 1997/98 – 2003/04 – 2009/10 // Marcus Buschmüller: „Heraus gegen Neonazismus und Rassismus!“ Proteste gegen die extreme Rechte in München // Matthias Weinzierl: Wir essen eure Suppe nicht! Protest im Flüchtlingslager. Ein Comic // Julia Jäckel: Von Kampffliegern in der Fußgängerzone und Piratensendern in der Tagesschau. Wie sich öffentliche Räume und Gegenöffentlichkeiten herstellen können // Julia Jäckel: „Moments of Starlings – der Gegenöffentlichkeit Raum geben. Interview mit den Urbanautinnen Ulrike Bührlen und Anja Junghans // Zara S. Pfeiffer: Protestmaschinen. Reale Interventionen virtueller Proteste // Stephanie Müller: Gestrickte „Bomben“. Künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum // *
[i] Foucault, Michel: Was ist Kritik? Berlin: Merve, 1992, S. 12.
14 Januar, 2011
dieses seltsame Verhältnis zwischen dem wissen ... und der wirklichen Geschichte
"Ich glaube, dass mein Problem dieses seltsame Verhältnis zwischen dem Wissen, der Gelehrtheit, der Theorie und der wirklichen Geschichte ist. Ich weiß sehr wohl - und ich glaube, ich habe das seit meiner Kindheit gewusst - , dass das Wissen nicht die Macht hat, die Welt zu verändern. Ich habe vielleicht Unrecht. Und ich bin sicher, dass ich von einem theoretischen Standpunkt aus Unrecht habe, denn ich weiß sehr wohl, dass das Wissen die Welt verändert hat.
Doch wenn ich mich auf meine eigene Erfahrung beziehe, habe ich das Gefühl, dass das Wissen nichts für uns vermag, und dass die politische Macht fähig ist, uns zu zerstören. Alles Wissen der Welt kann da nicht gegen an. All das, was ich sage, hängt nicht mit dem zusammen, was ich theoretisch denke (ich weiß, dass es falsch ist), sonder mit dem, was ich aus meiner eigenen Erfahrung herleite. Ich weiß, dass das Wissen Macht hat, uns zu verwandeln, dass die Wahrheit nicht bloß eine Art und Weise ist, die Welt zu entschlüsseln [...], sondern dass ich dann, wenn ich die Wahrheit erkenne, verwandelt sein werde. Und vielleicht gerettet. Oder ich werde dann sterben, aber ich glabue auf jeden Fall, dass das für mich dasselbe ist."
[Michel Foucault: Dits et Ecrits IV, S. 654]
22 Oktober, 2009
Foucault: die polymorphen Techniken der Macht und der Wille zum Wissen
"Daher wird es darauf ankommen zu wissen, in welchen Formen, durch welche Kanäle und entlang welcher Diskurse die Macht es schafft, bis in die winzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen, welche Wege es ihr erlauben, die seltenen und unscheinbaren Formen der Lust zu erreichen und auf welche Weise sie die alltägliche Lust durchdringt und kontrolliert - und das alles mit Wirkungen, die als Verweigerung, Absperrung und Disqualifizierung auftreten können, aber auch als Anreizung und Intensivierung; kurz, man muß die 'polymorphen Techniken der Macht' erforchen. Und schließlich wird es nicht darauf ankommen zu bestimmen, ob die diskursiven Produktionen und die Machtwirkungen tatsächlich die Wahrheit des Sexes an den Tag bringen ode raber Lügen, die sie verdunkeln, sondern darauf, den 'Willen zum Wissen' freizulegen, der ihnen gleichzeitig als Grundlage und Insturment dient."
[Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I]
[Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I]
02 September, 2009
Michel Foucault erklärt seine Archäologie
„Mit ‚Archäologie’ meine ich kein Fachgebiet, sondern ein Forschungsfeld, das etwa folgendermaßen aussieht:
Kenntnisse, philosophische Ideen und Alltagsansichten einer Gesellschaft, aber auch ihre Institutionen, die Geschäfts- und Polizeipraktiken oder die Sitten und Gebräuche verweisen auf ein implizites Wissen, das dieser Gesellschaft eigen ist. Dieses Wissen unterscheidet sich tiefgreifend von dem Wissen, das man in wissenschaftlichen Büchern, philosophischen Theorien und religiösen Rechtfertigungen finden kann, aber erst dieses Wissen macht es möglich, dass zu einer bestimmten Zeit eine Theorie, eine Meinung oder eine Praxis aufkommt. So musste erst ein bestimmtes Wissen über Wahnsinn und Nichtwahnsinn, über Ordnung und Unordnung vorhanden sein, damit Ende des 18. Jahrhunderts überall in Europa die großen Einschließungszentren entstehen konnten, und genau dieses Wissen wollte ich untersuchen, als Bedingung der Möglichkeit von Kenntnissen, Institutionen und Praktiken.
Solch ein Forschungsstil ist für mich deshalb interessant, weil dabei das Problem vermieden werden kann, ob die Theorie der Praxis vorausgegangen ist oder umgekehrt. Ich behandle Praktiken, Institutionen und Theorien auf derselben Ebene nach ihren jeweiligen Isomorphien und suche das gemeinsame Wissen, das sie möglich gemacht hat, die Schicht des konstitutiven historischen Wissens. Statt dieses Wissen aus der Sicht des ‚Praktisch-Passiven’ zu erklären, bemühe ich mich um eine Analyse des ‚Theoretisch-Aktiven’, wie ich es nennen würde.“
[Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge, Gespräch mit R. Bellour, Dits et Ecrits I]
Kenntnisse, philosophische Ideen und Alltagsansichten einer Gesellschaft, aber auch ihre Institutionen, die Geschäfts- und Polizeipraktiken oder die Sitten und Gebräuche verweisen auf ein implizites Wissen, das dieser Gesellschaft eigen ist. Dieses Wissen unterscheidet sich tiefgreifend von dem Wissen, das man in wissenschaftlichen Büchern, philosophischen Theorien und religiösen Rechtfertigungen finden kann, aber erst dieses Wissen macht es möglich, dass zu einer bestimmten Zeit eine Theorie, eine Meinung oder eine Praxis aufkommt. So musste erst ein bestimmtes Wissen über Wahnsinn und Nichtwahnsinn, über Ordnung und Unordnung vorhanden sein, damit Ende des 18. Jahrhunderts überall in Europa die großen Einschließungszentren entstehen konnten, und genau dieses Wissen wollte ich untersuchen, als Bedingung der Möglichkeit von Kenntnissen, Institutionen und Praktiken.
Solch ein Forschungsstil ist für mich deshalb interessant, weil dabei das Problem vermieden werden kann, ob die Theorie der Praxis vorausgegangen ist oder umgekehrt. Ich behandle Praktiken, Institutionen und Theorien auf derselben Ebene nach ihren jeweiligen Isomorphien und suche das gemeinsame Wissen, das sie möglich gemacht hat, die Schicht des konstitutiven historischen Wissens. Statt dieses Wissen aus der Sicht des ‚Praktisch-Passiven’ zu erklären, bemühe ich mich um eine Analyse des ‚Theoretisch-Aktiven’, wie ich es nennen würde.“
[Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge, Gespräch mit R. Bellour, Dits et Ecrits I]
27 August, 2009
Foucault: Der Körper als erstes Objekt des Kapitalismus
"Ich vertrete die Hypothese, dass man mit dem Kapitalismus nicht von einer kollektiven zu einer privaten Medizin übergegangen ist, sondern dass genau das Gegenteil geschehen ist; der Kapitalismus, der sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunders entwickelt, hat zunächst einmal ein erstes Objekt vergesellschaftet, den Körper, in seiner Funktion als Produktiv- oder Arbeitskraft. Die Kontrolle der Gesellschaft über die Individuen wird nicht nur über das Bewusstsein oder durch die Ideologie, sondern eenso im Körper und mit dem Körper vollzogen. Für die kapitalistische Gesellschaft war vor allem die Bio-Politik wichtig, das Biologische, das Somatische und das Körperliche. Der Körper ist eine bio-politische Wirklichkeit; die Medizin ist eine bio-politische Strategie."
[Michel Foucault: Die Geburt der Sozialmedizin, Dits et Ecrits III]
[Michel Foucault: Die Geburt der Sozialmedizin, Dits et Ecrits III]
25 Juni, 2009
Zum 25. Todestag von Michel Foucault
Monsieur Foucault, an dieser Stelle nur einen kurzen Gruß anläßlich Ihres 25. Todestages. Statt Sie mit einem schwülstig ausufernden Nachruf zu beglücken, stürze ich mich in Theorie. Hochachtungsvoll ... Zara
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